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Mankei Tour - Baja California

20.November  - 27. Dezember 2005

In Lateinamerika

Der Grenzübergang  Tijuana / San Diego ist der am meisten frequentierte der Welt. Ein wenig ratlos sind wir schon, nachdem wir die Fahrzeuge auf einem kleinen Parkplatz abgestellt haben. Welcher der vielen Schalter ist der richtige? Wie kommen wir wieder zurück zum amerikanischen Zoll, um die weißen Zettel loszuwerden? Nur gut, dass hier noch alle englisch verstehen. Gleich beim ersten Schalter sind wir richtig und erhalten unsere Aufenthaltsgenehmigungen (Touristenkarten).  Der Rückweg zum amerikanischen Zoll führt über eine Brücke, hinter der eine endlose Fußgängerschlange ansteht. Hier wollen wir nicht warten und marschieren einfach auf einen Information-Schalter zu, wo wir die amerikanischen Einreisezettel los werden. Jetzt benötigen wir nur noch die Importgenehmigungen für die Fahrzeuge. Nach einer Weile haben wir immerhin das richtige Bürogebäude gefunden. Viele Leute warten stehend und sitzend bis sie zu den Schaltern vorgelassen werden. Von einem Ordner erhalten wir eine Wartenummer, die nach zwei Stunden aufgerufen wird. Unsere Papiere werden geprüft und wir müssen eine Kaution per Kreditkarte hinterlegen. Dann können wir den Aufkleber an die Windschutzscheibe heften.

Warteschlange vor dem Zoll USA Warten auf die Importgenehmigung Die ersten Kilometer in Mexiko

 

Der neue Reiseabschnitt Lateinamerika kann beginnen. Petra und Harald  fahren mit dem Toyota in Richtung Tecate voraus. Die Häuser sind etwas kleiner, die Straßen ein wenig enger und alles erscheint nicht mehr ganz so sauber wie in den USA. Einen Kulturschock, wie ihn einige Amerikaner vorausgesagt haben, erleiden wir nicht. Wir lassen die schäbigen Außenviertel von Tijuana hinter uns und fahren durch eine gebirgige Landschaft, die im Abendlicht  felsig und verdorrt erscheint. Der Rauch eines nahen Waldbrandes lässt kaum Sonnenstrahlen durch.

Sand, Kakteen und Strände

Die mexikanische Halbinsel Baja California verläuft parallel zum Festland. Mit 1200 Kilometern ist sie länger als Italien, aber an den meisten Stellen keine 100 Kilometer breit. Sie ist ein beliebtes Urlaubsziel für die Nordamerikaner. Die Mexikaner haben sich darauf eingestellt. Sie sprechen englisch und haben die Preise dem höheren amerikanischen Niveau angepasst. Der Dollar steht als Zahlungsmittel gleichberechtigt neben dem Peso.

Der Campingplatz von Sordo Mudo wird von einer kirchlichen Organisation geführt, die taubstumme Kinder unterrichtet.  Hier verbringen wir unsere erste Nacht in Mexiko. Auf dem Platz wachsen Orangenbäume und Oliven. Vor dem benachbarten Weingut gedeihen Reben. Nach der Bezahlung einer Spende lädt uns der nette Verwalter  zu einem Frühstück zusammen mit den Taubstummen ein. Als wir am nächsten Morgen der Einladung folgen, stehen wir vor einem verschlossenen Tor. Niemand ist zu sehen. Harald betätigt die Klingel und hupt mehrfach.

Kein Frühstück in Sordo Mudo

Anscheinend ist kein Hörender unter den Bewohnern, denn niemand öffnet. Deshalb gehen wir zum Campingplatz zurück und bereiten dort unser Frühstück zu.

In der 350.000 Einwohnern zählenden Stadt Ensenada erledigen wir die ersten mexikanischen Besorgungen.  Im kleinen Supermarkt stellen wir erfreut fest, dass das Preisniveau deutlich niedriger als in den USA ist. Dies gilt auch für den Diesel, der hier umgerechnet 0,40 Euro kostet.

Südlich von Ensenada biegt die Strasse nach Bufadora ab. Hier sprüht die Brandung in einer Höhle (Blowhole) 18 Meter hoch. Außer uns beobachten viele weitere einheimische Touristen dieses Schauspiel. Zahlreiche Andenkenläden warten auf zahlungskräftige Amerikaner.

Die vertrockneten Büsche ändern nichts an der Monotonie der  gebirgigen Landschaft. Wir sind unterwegs zur Ostküste nach San Felipe.

Die Bufadora sprüht 18 m hoch

 

In den Bergen erwartet uns ein neuartiges Problem: Schwerbeladene LKW's  fahren so langsam, dass selbst wir nicht hinterherfahren wollen. Ein Überholmanöver mit unserm untermotorisierten Jammerl  muss gut geplant werden und ist nur an  wenigen geraden Stellen gefahrlos möglich. Einheimische, schnellere Lastwägen vertrauen mehr auf Gott. Uns stockt der Atem, als der vor uns fahrende Toyota von Petra und Harald in einer unübersichtlichen Rechtskurve von einem Sattelschlepper überholt wird.
Dann stoßen wir auf den ersten Militärcheckpoint. Auf Druck der amerikanischen Regierung werden diese Kontrollen überall in Mexiko durchgeführt. Ziel ist es, Drogenschmuggler vor dem Eintritt in die USA zu schnappen. Die sehr jungen Soldaten sind an uns nicht sonderlich interessiert. Meist fragen sie nach dem woher und wohin oder werfen einen neugierigen Blick in unseren Wohnraum.

Kurz bevor wir die Sandstrände der Ostküste erreichen, sichten wir die ersten Riesenkakteen. Diese Pflanzen können mehrere hundert Jahre alt werden. Sie sind dann bis zu zwanzig Meter hoch und tonnenschwer. Sie setzen Akzente in der staubtrockenen Wüste. In San Philipe fahren wir die Küstenstrasse südwärts. Überall zweigen Seitensträßchen zu kleinen Ferienanlagen ab. Strände laden zu Spaziergängen ein. Der Straßenzustand verschlechtert sich, vom Teerbelag sind nur noch Reste zu sehen. Wir kommen sehr langsam voran und werden kräftig durchgeschüttelt.

Monotonie

An einer kleinen Klippe finden wir ein schönes Plätzchen zum Übernachten. Pelikane stürzen sich laut klatschend ins Meer. Meist sind sie bei ihrer Jagd nach Fischen erfolgreich. Harald hat tagsüber immer wieder Holz für ein Lagerfeuer gesammelt. Jetzt lodern die ersten Flammen und wenig später bereiten wir darauf Steaks und ein Kartoffelpfännchen zu. Eine Maus interessiert sich sehr für die Kartoffeln und lässt sich auch nicht vertreiben. Als sie Harald mit einem Stück Holz am Schwanz erwischt, springt sie zwar hoch, ist aber schon kurze Zeit später wieder zurück. Die Nachtruhe wird nur durch das Heulen einiger Coyoten kurz unterbrochen.

Lager an einer Klippe bei Puertocitos

Auf der Piste entlang der Küste werden wir fürchterlich durchgeschüttelt. Kurven, Steine und heftiges Wellblech sind so schlimm, dass sich durch ausweichende Autofahrer Nebenwege gebildet haben. Hier fahren wir ein wenig komfortabler. Wenn es durch weichen Sand geht, macht das Fahren sogar Spaß. Petra und Harald sind mit ihrem Landcruiser voraus und nicht mehr zu sehen. Vor dem Campo Rancho Grande passieren wir eine Militärkontrolle. Unsere Frage, ob ein Toyota mit zwei Deutschen durchgekommen ist, verneinen die Soldaten. Wo sind die beiden nur abgeblieben? Vergeblich warten über eine Stunde. Wir übernachten am nahegelegenen Strand und hoffen auf ein Wiedersehen am nächsten Tag. Diese Hoffnung  erfüllt sich jedoch nicht, weshalb wir alleine auf der Piste weiterholpern. Per Email in der nächsten Ortschaft werden wir uns schon wieder zusammenfinden.
Nach vielen Stunden auf Wellblech sind wir froh, wieder auf einer Asphaltstrasse zu schweben.

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Baja Süd

Die Baja California del Sur ist eine eigenständige Provinz Mexikos. Am Grenzübergang wird unser Fahrzeug oberflächlich inspiziert. Da man die Verbreitung der Fruchtfliege verhindern will, ist es nicht erlaubt, Obst über die Grenze zu bringen. Außerdem werden Reifen und Unterboden mit einer Chemikalie besprüht, wofür eine Gebühr zu entrichten ist.

Durch eine wenig ansprechende, flache Wüste mit viel Müll am Straßenrand erreichen wir Vizcaino und finden im Hinterhof eines Motels einen günstigen Stellplatz.  
Die Stadt Mulegé, am Golf von Kalifornien gelegen, ist eine grüne Oase mit vielen Dattelpalmen. Bei milder, feuchter Abendluft schlendern wir durch die Ortschaft.  Beschaulich ist es, auf den Strassen sind nur wenige Touristen unterwegs.
Einige Kilometer südlich von Mulegé an der Bahia de Conception soll es einige der schönsten Strände der Baja California geben. Falls es uns dort gefällt, wollen wir dort ein paar Tage relaxen. Deshalb stocken wir im kleinen Supermarkt unsere Vorräte auf. Dort holen wir uns frisches Obst und Gemüse aus den Kartons, die in den Gängen herumstehen. In den Regalen ist  welke Ware ausgestellt. Für Fleisch und Käse muss man an einem kleinen Schalter anstehen. Schließlich haben wir alles zusammen und machen uns auf die Suche nach dem Traumstrand.

Relaxen an der Playa Escondida

 

Starker Wind wirbelt Sand und Staub auf. Er lässt die Sonne nur trüb scheinen. Wir holpern das kleine Schottersträßchen zur Playa Escondida hinunter. In dieser kleinen Sandbucht stehen ein Dutzend Palapas (Palmhütten). Wir werden von John, einem kanadischen Urlauber begrüßt. Er zeigt uns, welche Plätze frei sind und stellt uns gleich ein paar Leuten vor. Auf Anhieb fühlen wir uns hier wohl und erleben erholsame Strandtage. Bald kennen wir alle unsere Nachbarn, den Gemüseverkäufer mit dem klapprigen Pickup, Buddy den alten Strandhund. Franz, der "österreichische" Amerikaner leiht uns seine beiden Kajaks , mit denen wir eine Tour zu den kleinen Inseln und in die Nachbarbucht unternehmen.
Nach ein paar Tagen fahren wir nach Mulegé um Emails zu lesen und im Supermarkt einzukaufen.
Dort empfangen wir eine Email von Petra und Harald, den verlorenen Toyotafahrern. Sie warteten an einem Treffpunkt, von dem wir nichts wussten (haben wir da was überhört?). Da wir dort nicht eintrafen, begannen sie uns zu suchen. Sie erfuhren, dass wir uns vor ihnen befanden und waren es irgendwann leid hinter uns herzufahren. Schade, dass wir uns auf diese Art verloren haben! (Letzte Meldung: Gerade als ich diese Zeilen schreibe fährt Toddle, das Fahrzeug von Petra und Harald den Berg zu unserem Strand hinunter.)

Riesenkaktus

 

 

Zurück am Strand genießen wir die Tage mit viel Sonne und verbringen gesellige Abenden mit den Nachbarn. Beim Schnorcheln im kristallklaren Wasser sind bunte Fische zwischen kleinen Korallen zu beobachten.
Die beiden Thüringer Astrid und Mewes sind mit ihren Fahrrädern im April diesen Jahres nach Vancouver geflogen. Von dort aus sind sie hoch nach Alaska geradelt und seitdem fahren sie südlich mit dem Ziel Feuerland. Unsere Strandnachbarn hatten die beiden auf der Strasse getroffen und ihnen von uns erzählt . Wir freuen uns, als sie vor unserer Hütte stehen. Zwei Tage bleiben sie hier, etwas wenig Zeit um alle Reiseerlebnisse austauschen zu können. Aber wir wollen uns ja wiedertreffen.

Die Panamerikanaradler Astrid und Mewes

Die Tage an der Playa Escondida gehen zu Ende. Am letzten Tag hatten wir unsere Freunde Petra und Harald wiedergefunden und ein erneutes Treffen weiter südlich in La Paz vereinbart.
Wir fahren an der Küste entlang und erreichen das Städtchen Loreto, wo wir am Stadtrand einen Campingplatz finden. Zu Fuß gehen wir über die unbefestigten Strassen ins Zentrum. Wir kommen an vielen kleinen Häuschen vorbei, die meist nur aus ein oder zwei Zimmern bestehen. In den Vorgärten spielen Kindern zwischen gackernden Hühnern. Der Stadtkern von Loreto ist dagegen modern und touristisch. Am Yachthafen versuchen Pelikane den Fischern ihren Fang abzunehmen. Einer hat den Haken geschluckt und wird gerade von dem Fischer an Land gezogen, der ihn routiniert am großen Schnabel festhält und ihn davon befreit. Dass dies für die Wasservögel nicht immer so glimpflich abgeht, sehen wir an einem Kormoran, dem noch der Rest einer Angelschnur zum Schnabel heraushängt.
Der Kormoran hat einen Angelhaken verschluckt Zentrum von Loreto

Die "Mex 1" bringt uns hoch hinauf in der Berge. Es ist landschaftlich ansprechend mit hohen Kakteenwäldern und so warm, dass wir mit offenen Fenstern fahren. Bei Ciudad Constitucion wird die Strasse schnurgerade und etwas langweilig. Wo bewässert wird, gedeihen Mais, Orangen und Gemüse.

"Überall kann man campen, alles easy, kein Problem. Das Leben ist schön hier. Have Fun!".
Wir stehen an einem riesigen Strand an der Punta Conejo an der Westküste und fragen einen der "cool" aussehenden Wellensurfer nach den Übernachtungsmöglichkeiten. Nur kurze Zeit später quetschen wir uns auf dem schmalen Weg durch dornige Akaziensträucher, die fürchterlich an den Fenstern kratzen. Da hilft nichts als: Augen zu und durch. Und schon stehen wir vor einer neuen Herausforderung: Auf dem Weg zum Strand müssen wir eine Sanddüne überwinden. Nach ein paar Metern im Tiefsand geht nichts mehr. Glücklicherweise können wir noch rückwärts fahren und versuchen es an einer anderen Stelle.

Paradies für Surfer: Punta Conejo

Unter den interessierten Blicken zweier amerikanischer Camper stecken wir erneut  fest. Ich senke den Reifendruck von sechs auf zwei Bar ab und schalte die Differenzialsperren zu. Jetzt klappt es und wir stehen an einem Traumplatz.

Die Hafenstadt La Paz befindet sich im Südosten der Halbinsel Baja California. Von hier kann man mit der Fähre auf das mexikanische Festland übersetzen. Für uns dient diese Stadt vorerst als Versorgungsbasis, denn wir wollen ja noch für ein paar Wochen auf der Baja bleiben. 

Weihnachten in La Paz

Der Ort ist jetzt in der Vorweihnachtszeit ausgesprochen interessant und nett anzuschauen. Beinahe an jeder Palme sind Lichterketten angebracht, die nach Anbruch der Dunkelheit mit den illuminierten Springbrunnen, Restaurants und Kirchen um die Wette leuchten. In den gut sortierten Geschäften und Kaufhäusern werden quirlig Weihnachtseinkäufe getätigt. In einem Friseurladen haben die Angestellten rote Nikolausmützen auf! Weihnachtliche Musik, wie wir sie kennen, gibt es dagegen (glücklicherweise) nicht. Statt dessen klingen überall fröhliche, mexikanische Rhythmen. Besonders viel Mühe haben sich die Bewohner der einfachen Häuschen gegeben. An jedem Fenster leuchten bunte Lämpchen und in den Vorgärten sind liebevoll geschmückten Krippen aufgebaut.

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Die Pelikane von Tecolote

Nördlich von La Paz, vorbei am Fährhafen liegt die Playa Tecolote. Mehrfach haben wir den Tipp erhalten, dass es hier recht schön ist (und kostenfrei). Weil dies zutrifft, wollen wir längere Zeit bleiben und auch Weihnachten dort verbringen. Wir finden eine große Sandbucht vor, die von kahlen Bergen eingerahmt ist. Auf einer Seite befinden sich ein paar Palmen und zwei Restaurants. Weiter hinten, in den kleinen Sanddünen können wir ruhig stehen. Dies ist der richtige Platz für uns.

Wir erleben geruhsame Tage, unternehmen Spaziergänge in die benachbarten Buchten, beobachten die Sonnenuntergänge bei einem "Tecate" Bier. Besonders in der Dämmerung sind Hunderte von Pelikanen beim Fischen zu beobachten. Häufig fliegen diese großen Vögel in einer Gruppe über das Meer, bis sie einen Fischschwarm entdecken. Dann stürzen sie synchron kopfüber ins Wasser. Wenn sie bei ihrem Sturzflug erfolgreich waren, wird der Fang im roten Kehlsack verstaut.

Ganz besonders freuen wir uns über Leute, die uns besuchen: Astrid und Mewes, die beiden Radfahrer lassen es sich nicht nehmen, vor ihrer Verschiffung uns auf einen Kaffee zu besuchen.

Pelikane beim Fischfang

Für ein paar Tage schlagen Petra und Harald, die "verlorenen" Toyotafahrer ihr Quartier neben unserem auf. Auch mit Sigi, Sissi, Uli und Rike, die im Konvoi nach Südamerika unterwegs sind, tauschen wir Reiseerfahren aus.

Mehrere Male fahren wir nach La Paz und bleiben dort für eine Nacht. Dann haben wir Gelegenheit, uns mit Lebensmitteln neu einzudecken und in einem der Lokale mexikanisch zu essen.

An einem warmen, idyllischem Strandvormittag parkt eine mexikanische Familie ihren PKW hinter unserer Düne. Sie beginnen sofort, ein Loch auszuheben. Was haben sie vor? Silvia scherzt: "Vielleicht begraben sie ihren Hund?".
Sie sollte Recht behalten. Der Vater holt einen schwarzen Plastiksack aus dem Kofferraum und versenkt ihn im Loch. Der Rest der Familie steht noch eine Weile um das offene "Grab". Dann wird das Loch wieder zugegraben, die Beerdigung ist zu Ende.

Wir sitzen draußen und beobachten den makellosen Sonnenuntergang, als hinter uns ein Fahrzeug durch die Dünen fährt und bei uns anhält. Ein Mexikaner, der sich als Fernando vorstellt, steigt aus und fragt ob er sich zu uns setzen darf. Gerne. Er bringt sein Glas und eine Flasche Brandy mit. Die Unterhaltung mit dem Lehrer aus La Paz findet auf spanisch und englisch statt und dreht sich um so weltbewegende Themen wie Globalisierung. Es ist schon dunkel als sich Fernando verabschiedet. Wie selbstverständlich schenkt er sich ein großes Glas Brandy als Wegzehrung ein und verschwindet mit seinem Pickup hinter den Dünen.

Am Morgen des 24. Dezember sitzen wir bei einem Gourmetfrühstück im Freien. Das Meer ist glatt und ein riesiger Fischschwarm beschert den Pelikanen ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.
"Ob wir heute Abend wohl alleine Heilig Abend feiern?" In der vergangenen Wochen hatten wir versucht ein Treffen hier am Strand zu organisieren. Doch als wir gestern unsere Mails gelesen hatten, fanden wir einige weitere Absagen vor. Schade, niemand scheint zu kommen. Die Sonne geht unter und ich will gerade die CD mit den Weihnachtsliedern einlegen, als ein weißer MAN LKW zu unserem Platz fährt. Die Gröbenzeller Bettina und Günter steigen aus und berichten von ihrem Unfall:

Das Gourmetfrühstück für den 24. Dezember wird vorbereitet

"Wir sind um die Mittagszeit von einem LKW gerammt worden.  Die Wohnkabine ist aufgeschürft, ein Reifen eingeschnitten und aus den Achsen tropft etwas Getriebeöl."
Gemeinsam besichtigen wir den Schaden. Ganz so schlimm scheint er nicht zu sein, doch trotz Lagerfeuer will keine  richtige weihnachtliche Stimmung aufkommen. Die Aufregung bei den beiden ist - verständlicherweise - noch zu groß.

Am folgenden Morgen bekommt unsere Weihnachtsrunde Zuwachs: Monika und Fritz aus Österreich (Salzburg) besuchen uns mit ihrem weißen Toyota Landcruiser. Es ist heiß, wir sitzen im Schatten und tauschen Reiseerfahrungen aus. Monika und Fritz versuchen schon seit Jahren bis Südamerika zu reisen, doch sind immer wieder an die Baja zum Windsurfen hängengeblieben. Sie sind auf unbefristete Zeit unterwegs und heuer wollen sie "ganz bestimmt" den Sprung über den Äquator schaffen. Bettina und Günter haben sich ein Jahr Zeit genommen um Kanada, USA und Mexiko zu bereisen ( www.man-mobil.de ) . Den ganzen Tag und auch Abends sitzen wir draußen,  der Gesprächsstoff will nicht ausgehen. Bettina und Günter beginnen sich von ihrem Unfallschock zu erholen.

Die Weihnachtsrunde

Am folgenden Tag löst sich unsere Runde auf und einen weiteren Tag später heißt es auch für uns Abschied von den Pelikanen von Tecolote zu nehmen.

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Die Kosten für die Fähre auf das mexikanische Festland hängen entscheidend davon ab als was das Fahrzeug eingestuft wird.  So ist ein LKW erheblich billiger als ein Wohnmobil. Dummerweise steht in unseren mexikanischen Fahrzeugpapieren "Motorhome" und so werden wir auch eingestuft.
"Aber unser Fahrzeug ist doch sehr klein, nicht riesig wie ein amerikanisches Wohnmobil!"
"Egal, entscheidend ist was in den Papieren steht."

Auf unsere Digitalkamera haben wir ein Photo von Jammerl gespeichert. Dieses zeigen wir der Dame am Schalter. Nach einigen Diskussionen mit Kollegen storniert sie daraufhin das schon ausgestellte Ticket  und wir erhalten LKW Konditionen. Glück gehabt!

Rückwärts rangieren wir Jammerl auf die Fähre ... ... und verlassen die Baja California

An den LKW's vorbei werden wir zur Fähre nach Topolobampo durchgewunken. Rückwärts fahre ich in den Bauch des Schiffes und parke ein Deck tiefer. Während der Überfahrt ist mit einem Karaoke Programm für Unterhaltung gesorgt. Jeder, der sich berufen fühlt, darf sich ein Lied wünschen und vor dem Publikum im Schiffssalon singen. Wenn jemand so richtig falsch singt, erntet er lautes, aber wohlwollendes Gelächter. Besonders tut sich ein Mann hervor, der mit schmetternder Stimme sehr gut singt und dafür lauten Beifall erntet.
Um Mitternacht können wir endlich die Fähre verlassen und übernachten gleich im Hafengelände. Das mexikanische Festland ist erreicht!