Mankei Tour - Rocky Mountains
01.Oktober - 12. Oktober 2005
Durch Montana zum Yellowstone Nationalpark
Bei Sweetgrass im Staat Montana reisen wir in die USA ein.
In unseren Reisepässen befinden sich noch die weißen Zettel, die wir in Alaska erhalten hatten. Wohl deshalb ist die Wiedereinreise noch einfacher als gedacht. Den kanadischen Zoll hatten wir gar nicht richtig bemerkt und müssen deshalb wegen der Mehrwertsteuerrückerstattung (GST) noch einmal kurz zurück.
Dann liegt Kanada endgültig hinter uns.
An der Landschaft ändert sich zunächst wenig. Auch in Montana dominieren endlose Felder und Weiden. Am Horizont sind die Rocky Mountains auszumachen. Starker Wind beugt das Präriegras.
In Great Falls tanken wir voll. Der Liter Diesel kostet etwa 80 Eurocent. Verglichen mit Europa ist dies zwar günstig, doch noch in Alaska hatten wir deutlich weniger bezahl. Zu Beginn unserer Reise hatten wir mit 50 Eurocent kalkuliert. Auch für die Amerikaner mit ihren spritfressenden Acht- und Zehnzylindermotoren sind diese Preise ein Schock.
Es scheint so, als ob langsam ein Umdenken einsetzt, denn wir werden um unseren (relativ) sparsamen Dieselmotor beneidet (allerdings nur so lange bis wir über die Fahrleistungen erzählen).
Im südlichen Teil Montanas befinden wir uns erneut in den Rocky Mountains.
Auf 2000m Höhe wachsen noch kräftige Fichten und Pinien. Nach der Überquerung eines Passes durchfahren wir Hochtäler mit Weiden, Feldern und Farmen. Alles ist mit Schnee überzuckert und als die Sonne hervorkommt, empfinden wir diesen Streckenabschnitt als einen der schönsten dieser Reise.
Kein Wunder, dass Rindfleisch hier besonders gut schmeckt, die Bullen und Kühe grasen auf riesigen Weideflächen. Auf einem abgeernteten Feld beobachten und filmen wir eine Herde Antilopen.
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Durch die Hochebenen Montanas
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Bereits 1872 wurde Yellowstone als erster Nationalpark der Welt gegründet.
Er liegt an der Grenze der Staaten Wyoming, Idaho und Montana. Seine Besonderheit sind heiße Quellen, dampfende Geysire und farbige Pools.
All dies wurde durch einen riesigen Vulkanausbruch geschaffen, der vor 600.000 Jahren stattfand. Das über 2000m hohe Plateau bietet zahlreichen Wildtieren eine Heimat und kann zusätzlich mit Canyons und Wasserfällen aufwarten. Kein Wunder, dass dieser Park in der Hauptsaison Hunderttausende von Touristen anzieht, die lange in Staus stehen müssen, wenn weit vor ihnen ein Bär die Strasse überquert.
Rund um diesen Park existieren zahlreiche National Forests und sonstige Schutzgebiete. Am Nordrand des Yellowstons Parks stehen wir allein auf einem kleinen Campingplatz.
Rund um den Platz sehen wir Spuren von Büffeln, Wolf und Stachelschwein. Die Vegetation hat gewechselt. Neben Gras wachsen hier Ginster, Lavendel und duftende Kräuter. Nach Einbruch der Dunkelheit dringen die Geräusche der Nacht zu uns.
Kojoten heulen, das langgezogene "Uhhuuu" stammt wohl von einer Eule. Als ich das WoMo abends verlasse, ist es sternenklar und unheimlich. Welche Tiere sind hier in der Nähe? Sehen kann ich nichts, nur hören. Wenige Meter vom Wohnmobil entfernt, entdecke ich im Schein der Taschenlampe das Bein eines Hirschen.
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Campingplatz am Nordrand des Yellowstone
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Welches Tier hat das Bein eines Hirschen angeschleppt?
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Nachdem wir den Nordteil es Yellowstoneparks mit den Sinterterrassen der Mammoth Hot Springs
erkundet haben, fahren wir jetzt ins Zentrum zum Madison Camp.
Dicke Wolken hängen in den umliegenden Bergen, der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Schneefall und Straßensperren werden vorausgesagt.
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An unserem schon früh am Nachmittag bezogenen Stellplatz wird uns vorweihnachtlich zumute. Silvia bäckt einen Schokoladenkuchen, während draußen dicke Schneeflocken fallen,
die allmählich liegen bleiben. Zum Abendessen ist die Schneedecke geschlossen und die Temperatur sinkt unter null Grad. Unsere Heizung wärmt den Innenraum gemütlich. Wir kochen Tee und fühlen uns wohl.
Am nächsten Morgen ist es bitterkalt. Mit der Kamera gehe ich runter zum Fluss. Ein paar Büffelspuren sind durch den Schnee gezogen, in wenigen Minuten wird die Sonne über die Berge kommen. Ein herrlicher Wintertag kündigt sich an.
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Wintereinbruch
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Erstaunlich problemlos springt Jammerl an und auf dem Weg nach Old Faithful
haben wir Gelegenheit seine Wintertauglichkeit zu testen. Das Fahrverhalten ist problemlos, auch weil der Schneepflug bereits gefahren ist und an den kritischen Stellen gestreut hat. Vorsicht ist dennoch angesagt, denn am Straßenrand weiden Bisons und ein Wapitihirsch überquert vor uns die Strasse.
Am Firehole Lake Drive verlassen wir Hauptstrasse und befinden uns in einer Märchenwelt aus dampfenden Geysiren, glitzernden Bäumen und weißen Bergen.
Immer wieder steigen wir aus, um uns die Geysire näher anzusehen und sind dabei meist allein.
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Jammerl erweist sich als wintertauglich
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Zurück auf der Hauptstrasse stoppen wir bei einer Herde Bisons, die wir im Gegenlicht vor Nebelschwaden entdecken. Der warme Wasserdampf hat das Gras freigelegt, so dass die Tiere ungehindert grasen können. Bei der Old Faithful Lodge
befindet sich ein riesiger Parkplatz, der zum Glück kaum belegt ist. Bevor wir die Hauptattraktion, den regelmäßig spuckenden Old Faithful
besichtigen, steigt Silvia aufs Dach und befreit die Solarzellen vom Schnee. Im Visitorcenter hängt ein Zeitplan, wann Old Faithful das nächste mal ausbricht. Eine Stunde dauert es noch. Wir nutzen die Zeit und schauen uns einige der vielen anderen Geysire an, die alle phantasievolle Namen wie "Castle", "The Giantess", "Morning Glory Pool" oder "Ear Spring" haben. Dann erleben wir zusammen mit ein paar Dutzend weitern Touristen den vorausgesagten Ausbruch des Old Faithful. In der heutigen Kälte ist hauptsächlich eine große Dampfwolke zu erkennen.
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Die Eindrücke in Yellowstone sind so überwältigend, dass wir nach fünf Tagen richtiggehend erschöpft sind.
Wir sind geistig müde und können nichts mehr aufnehmen. Genau jetzt positioniert sich ein junger Wapitihirsch vor einem dampfenden Wasserloch. Also gut, noch mal die Kamera raus ...
Wie die Snowbirds
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Snowbirds werden die amerikanische Rentner genannt, deren Zuhause ein Wohnmobil ist. Im Sommer sind sie irgendwo in Alaska. Werden die Tage kürzer, dann ziehen sie südwärts nach Kalifornien oder Mexiko, wo sie überwintern. Nach den Wintereinbrüchen der letzten Wochen wollen auch wir ein gutes Stück südlich fahren.
Vorher bleiben wir noch eine Nacht im Teton Nationalpark,
der sich südlich an den Yellowstone anschließt. Die Tetons erheben sich übergangslos 2000m über einem Flusstal mit einer Reihe von Seen. Wirklich sehr schön, aber die Berge unterscheiden sich nicht so sehr von denen in den Alpen.
Kurz hinter Jackson Hole sehe ich einen Polizeiwagen hinter mir, der das Blaulicht eingeschaltet hat.
Will der etwas von mir? Vorsichtshalber blinke ich und halte langsam am Seitenstreifen an. Der Streifenwagen stoppt hinter mir. Wie ich es gelesen habe, bleibe ich sitzen, die Hände am Steuer. Auf das Zeichen des Officers kurble ich die Scheibe nach unten.
"Ich habe sie angehalten, weil sie die Spur nicht gewechselt haben, als sie an einem Polizeiwagen vorbeigefahren sind (state law in Wyoming)."
"Sorry, diese Regelung kenne ich nicht."
Es will den internationalen Führerschein sehen, den wir hinten in der Kabine verstaut haben. Mit diesem Dokument verschwindet er in seinem Wagen. Nach einer Weile kommt er mit einem großen Zettel zurück. Meine Befürchtung, jetzt eine Strafe zahlen zu müssen erfüllt sich nicht, ich erhalte nur eine Verwarnung. Er interessiert sich noch für die Herkunft unseres Fahrzeugs und lässt uns dann ziehen. |
Verwarnung der Highway Patrol Wyoming
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Wir fahren durch weites Grasland mit kniehohen Büschen (sagebrush). Weit verstreut liegen Rinderfarmen und nur selten kommen wir durch eine kleine Ortschaft. Nach Pinedale gibt es keine Farmen mehr, wir befinden uns im "Public Land".
Wir haben das „Big Sandy Reservoir“ als Übernachtungsplatz ausgesucht. Am kleinen Stausee steht bereits ein Wohnmobil. Am Schriftzug „Pumuckl“ erkennen wir, dass es die beiden deutschen Rentner sind, die wir im Yellowstone getroffen haben. Wir parken unser WoMo neben ihnen und verabreden uns auf ein Glas Wein. Bei stürmischen Wetter sitzen wir im geräumigen Wohnmobil von Helga und Werner und hören ihren Erzählungen über die USA und Mexico zu.
Dabei erfahren wir einiges Nützliche über die Baja California.
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weiter Grasland beim Big Sandy Reservoir
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Hinter Rock Springs verlassen wir die Hochebene und es geht bergauf Richtung Flaming Gorge. Aus der kargen Landschaft ragt rotes Gestein. Es wachsen Thujen und Wacholderbüsche. Auf 100km gibt es hier kein Haus, nur viele Schotterstrassen und einige (schon geschlossene) Campingplätze. Mit 2600m Höhe stellen wir einen neuen Höhenrekord auf.
Jammerl nimmt diese Höhen langsam, aber ohne Probleme. Bergab sind wir nicht viel schneller, um die Bremsen nicht zu überlasten, muss ich bei längerem Gefälle manchmal bis in den zweiten Gang zurückschalten.
Im Dinosauer National Monument kennt Silvia einen schönen Campingplatz.
Die letzten zwanzig Kilometer sind steil, mit engen Spitzkehren und nicht geteert, deshalb erkundigen wir uns im Visitor Center nach dem Straßenzustand.
"Die Straße ist gut zu befahren, aber bei Regen unpassierbar", sagt man uns.
Ein Blick auf die Wolken zeigt, dass ein Schauer nicht ausgeschlossen ist. Trotzdem entscheiden wir uns, die Strasse zu fahren. Erst einmal geht es bergauf, immer wieder vorbei an roten, hochaufragenden Felsen. Nachdem wir nach 50 km nach "Echo Park" abgebogen sind wird klar, warum die Strasse bei Regen auch mit 4x4 Fahrzeugen nicht zu befahren ist. Auf der jetzt trockenen Strasse geht es so steil in den Canyon hinunter, dass ich in kleinen Gänge zurückschalte. Tiefe Schlitterspuren zeugen davon, wie sich die Strasse in einen glatten Schlamm verwandeln kann. Wir jedoch erreichen den Campground problemlos. Bei der Suche nach einem Platz haben wir freie Wahl, denn außer uns ist niemand hier. Senkrechte, rote Felswände umgeben diesen Platz, der in einer fast 360° Schleife
des Green River liegt. Der Abstecher hat sich gelohnt. Hier werden wir einige Tage bleiben, um den Internetupdate vorzubereiten und uns von den vielen Eindrücken der letzten Wochen zu erholen.
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