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Mankei Tour - Die Unterbrechung

01. Juni 2006 - 30. Oktober 2006

Wieder auf Fahrzeugsuche

Sofort nach unserer Ankunft in Deutschland begeben wir wir uns auf die Suche nach einem LKW-Fahrgestell, auf das wir unsere derzeitige Wohnkabine montieren können. Schon bald ist klar, dass es auf dem Gebrauchtwagenmarkt kein für uns geeignetes Fahrzeug gibt. Neufahrzeuge haben eine Lieferzeit von knapp einem halben Jahr. Viel zu lange für uns! Herrn Kaltenbacher von Mercedes Schreiner in Landshut kann uns einen neuen Mercedes Vario 4x4 mit "nur" drei Monaten Lieferzeit anbieten. Vielen Dank für den engagierten Einsatz!  Zwar bedeutet auch dies eine lange Wartezeit für uns, doch wir unterschreiben den Vertrag.

Bremerhaven

Mit dem Leihwagen erreichen wir  Bremerhaven. Dort ist mittlerweile das Fährschiff aus Panama im Hafen eingelaufen. Von der Reederei Wallenius erhalten wir die Papiere und werden damit in den Abholbereich vorgelassen. Jammerl wartet äußerlich unversehrt in einer Parkbox auf uns. Als wir den Anlasser betätigen, rührt sich gar nichts. Das Licht ist eingeschaltet und hat die Batterie entleert. Doch im Hafen ist man auf so etwas vorbereitet: Ein Pickup mit einer riesigen Batterie auf der Ladefläche gibt uns Starthilfe. Ungehindert verlassen wir das Hafengelände, der Zoll interessiert sich nicht für uns.

Mit leerer Batterie in Bremerhaven In der Einfahrt von Doris und Harry

Zunächst steuern wir den nächsten TÜV in Bremerhaven an, denn der Prüftermin ist um knapp ein Jahr überzogen. Die Plakette bekommen wir zwar wegen eines kleinen Mangels nicht, doch jetzt können wir guten Gewissens durch Deutschland fahren. Wenig später werden wir auf der Autobahn  von der Polizei gestoppt, die unsere abgelaufene Plakette bemerkt hat. Das wäre ohne unseren TÜV-Besuch teuer geworden!

Doris und Harry ( www.sabbat-on-tour.de ) haben unsere Reise seit einem Jahr im Internet verfolgt, da sie selbst eine ähnliche Strecke fahren wollen. Als sie von unserer Unterbrechung gehört hatten, haben sie uns spontan zu sich nach Hause eingeladen. Jetzt parken wir in der Garageneinfahrt ihres Hauses unweit von Bremerhaven. Der Platz ist erst vor zwei Tagen frei geworden, denn sie haben ihr Wohnmobil schon zur Verschiffung für die große Reise abgegeben. Es ist ein schöner Abend, an dem wir freuen, etwas von unseren Reiseerfahrungen weitergeben zu können.
In Aschaffenburg übernachten wir bei unseren Freunden Christine und Jürgen ( www.panamericana-abenteuer.de), die wir vor ein paar Monaten in Guatemala kennen gelernt hatten. Die beiden Globetrotter machen gerade ein paar Wochen "Pause" von ihrer Panamericana-Tour.

Wartezeit im deutschen Hochsommer

Deutschland erlebt einen Jahrhundertsommer mit tropischen Temperaturen. Die Fußballweltmeisterschaft wird mit vielen Fahnen ausgelassen auf den Strassen gefeiert. Silvia und ich leben im Wohnmobil. In unserer bayerischen Heimat ziehen wir von Ortschaft zu Ortschaft. Dabei entdecken wir die Schönheit von Städten, an denen wir viele Jahre achtlos vorbeigefahren sind. Bergtouren in den Alpen, Wanderungen im Bayerischen Wald. In den Kurorten mischen wir uns unter die Rentner. Wir vermissen die großzügigen Stellplätze Amerikas, quetschen uns auf überfüllten Campingplätzen zwischen holländische Wohnwägen. Zwei Monate sind wir unterwegs, entfernen uns aber kaum mehr als hundert Kilometer von München. Obwohl wir durchaus schöne Erlebnisse hatten, sind wir erleichtert, als das Telefon klingelt: "Ihr neues Fahrzeug ist angekommen!". Das Warten hat ein Ende.

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Der Neue

Wir wohnen bei meinen Eltern in Landshut und bereiten in der Garageneinfahrt das Umsetzen der Kabine vor. Diese wird komplett leergeräumt und einer gründlichen Reinigung unterzogen. Auf dem Betriebsgelände des Karosseriebauers ZEBU sehen wir erstmals unser neues Mercedes Fahrgestell. Mit den Geschäftsführern  besprechen wir die Vorgehensweise des Umbaus. Dann wird die Kabine vom alten Fahrzeug abgenommen und auf das neue aufgesetzt. Die Mechaniker basteln einen Durchgang, schließen die Elektrik an und erledigen die vielen Kleinigkeiten. Jeden zweiten Tag marschieren wir auf den Hof und erleben den Fortschritt. Nach knapp zwei Wochen kommt der TÜV und nimmt den Umbau ab.
Wir nehmen Abschied von Jammerl, das während des Umbaus einen Käufer gefunden hat.

Jammerl wird hergerichtet und muss nun Zeitungen transportieren Herr Kaltenbacher übergibt das neue Fahrzeug

 

Die Ernüchterung erfolgt am Tag der Fahrzeugabholung. Frisch gewaschen wartet unser Neuer auf dem Hof von Mercedes Landshut. Noch bevor wir zur ersten Probefahrt starten, stellen wir fest, dass Wasser ins Innere des Kabinendurchgangs gelaufen ist. Nach diesem Schreck freuen wir uns zunächst über die souveränen Fahreigenschaften des Mercedes. Das erste Tanken sorgt für weiteren Ärger: Diesel schwappt über meine Hose, denn der Tankstutzen wurde sehr "ungünstig" verlegt. Beim anschließenden Verschränkungstest an einer kleinen Böschung knackt es erst verdächtig, dann reißt  eine Befestigungsschraube aus unserer Wohnkabine. Wir werden blass. Da ist beim Aufsetzen der Kabine wohl etwas gründlich schiefgegangen. Die kleinen Mängel, die wir so nach und nach entdecken, erscheinen da eher nebensächlich.
Übers Wochenende machen wir uns einigermassen schlau über Befestigungsmöglichkeiten (was haben wir früher ohne Internet getan) und schlagen eine flexible Verankerung des Zwischenrahmens mit Federn im vorderen Bereich vor. Es dauert nochmal über eine Woche, bis diese installiert, die ausgerissene Befestigung repariert und der Tank so weit nach aussen verlegt ist, dass man auch tanken kann. Die Undichtigkeit des Durchgangs bleibt und wir machen uns selber dran, den Faltenbalg abzudichten.

Unsere Planung Anfang September 2006:

Bedingt durch unsere Unterbrechung haben wir die Planung umgestellt:
Anfang Oktober verschiffen wir mit Grimaldi nach Buenos Aires in Argentinien. Leider sind die Passagierplätze auf diesem Schiff ausgebucht, weshalb wir vier Wochen später mit dem Flugzeug anreisen.
Jahreszeitbedingt wollen wir zuerst Feuerland besuchen und anschließend nördlich bis Peru bzw. Ecuador fahren. Von dort soll es dann wieder zurück nach Buenos Aires gehen.
Insgesamt planen wir für diese Etappe ein Jahr ein.

Auf Erprobungsfahrt durch Europa

Fast mühelos meistert unser "Neuer" die Hügel auf der Autobahn in Richtung Bodensee. Wir befinden uns auf einer ausgiebigen Probefahrt, die in Hamburger Hafen enden soll. Dort haben wir eine Schiffspassage nach Südamerika gebucht. Allerdings fahren wir Hamburg nicht direkt an, sondern über einen „kleinen“ Umweg durch Frankreich und die Pyrenäen in Nordspanien.
Die Spannung beim ersten Volltanken ist groß. Soll der Preis für den kräftigen Motor etwa ein hoher Verbrauch sein? Wir errechnen knapp 16l / 100 km. Nicht schlecht, dies ist sogar weniger als Jammerl konsumiert hat!

Bei Genf reisen wir nach Frankreich ein und fahren südwestlich in Richtung Lyon und Toulouse. Im Zentralmassiv wählen wir kleine Strassen. So sehen wir etwas von der herben Schönheit dieser Landschaft. Verschlafene  Ortschaften laden zu einem Bummel ein. Mir als Fahrer bereiten solch kurvige Strecken jetzt wesentlich mehr Spaß, denn unser WoMo klebt sicher auf der Fahrbahn und schluckt beinahe alle Straßenunebenheiten. 

Hoch oben in den Pyrenäen, durch den Tunnel de Bielsa, gelangen wir nach Spanien. Das prächtige Spätsommerwetter animiert uns zu einer Bergtour. Dann wollen wir sehen, ob auch unser "Neuer"  geländetauglich ist und befahren eine Schotterpiste. Das Ergebnis ist erfreulich: Sehr komfortabel nehmen wir all die Schlaglöcher und auch die Befestigung der Kabine scheint stabil zu sein.

Bis jetzt verlief die Erprobungsfahrt sehr positiv, doch ein Test steht noch aus: Ist unser selbst gebasteltes Dach über dem Durchgang dicht? An der französischen Atlantikküste bei Contis Plage ziehen an diesem heißen Tag dunkle Gewitterwolken auf, aus denen es wenig später kräftig und anhaltend regnet. Kein Tropfen Wasser gelangt ins Innere! Auch der Sturm hat keine Schäden verursacht.

Meist an der französischen Küste entlang fahren wir nordwärts. Bei stimmungsvollen Sonnenuntergängen blicken wir abends aufs Meer. Weit draußen wird in wenigen Tagen ein Schiff in Richtung Südamerika fahren, auf dem dann (hoffentlich) unser Expeditionsmobil geladen ist.

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Nach ein paar Tagen in Amsterdam fahren wir Anfang Oktober auf der Autobahn in Richtung Hamburg. Unsere Erprobungsfahrt geht zu Ende. In gut drei Wochen sind wir fast 5000 km gefahren und haben keine größeren Mängel an unserem "Neuen" feststellen können . Ach ja, der "Neue" hat zuletzt doch noch einen Namen erhalten: Benito. Mit ihm also werden wir die mit Jammerl begonnene Amerikatour fortsetzen.

Verschiffung in Hamburg

Der Wohnmobilstellplatz in Hamburg ist ideal gelegen, da das Hafengelände nicht weit entfernt ist. Auch bietet dieser Platz die nötige Ruhe um unser Fahrzeug für die Verschiffung vorzubereiten. Fast schon routinemäßig demontieren wir die Gepäckträger, räumen das Führerhaus leer, packen unsere Rucksäcke und schalten die Elektrik ab. Besonders sorgfältig verriegeln wir den Kabinendurchgang, denn eine Verschiffung bedeutet ja auch immer das Risiko eines Einbruchs.  

Im Hafengelände beim Schuppen 48 stehe ich in einer Schlange von Fernfahrern, die alle ihre Ware (meist alte Autos) zur Verschiffung abgeben. Nach einer Weile bin ich an der Reihe und frage am Schalter:

"Ich will ein Wohnmobil mit Grimaldi nach Buenos Aires verschiffen"
"Kein Problem, die brauche ich nur ihre Fahrgestellnummer", antwortet der Angestellte.
"Wo steht das Fahrzeug?", fragt der Mann am Schalter, während er etwas in einen Computer eingibt.
"Draußen hinter dem LKW", antworte ich und deute zum Fenster hinaus. 
"Ok, da steht es gut, lassen sie den Schlüssel stecken", verabschiedet mich der Angestellte.

Das ging ja schnell und unbürokratisch! Er reicht mir noch einen Zettel, worauf immerhin vermerkt ist, dass unser WoMo abgegeben wurde. Es fällt mir schwer, den Zündschlüssel einfach so stecken zu lassen. Doch dann mache ich ein letztes Photo (auch um beweisen zu können, dass ich das Fahrzeug hier unbeschädigt abgegeben habe) und verlasse das Hafengelände. Gerne wären wir auf der "Gran Amburgo" mitgefahren, doch alle Passagierplätze waren bei unserer Reservierung schon vergeben.

Hafen von Hamburg Ein letzter Blick auf Benito

 

So bleiben wir noch ein paar Tage in Hamburg, um die Stadt zu besichtigen und fahren anschließend mit dem Leihwagen zurück nach Landshut. Dort trifft nach ein paar Tagen die "Bill of Lading" ein. Ein wichtiges Dokument, das beweist, dass unser Fahrzeug verladen wurde. Nur mit ihm können wir später unseren Benito aus dem Hafen von Buenos Aires abholen.

Wir verbringen die Zeit bis zu unserem Flug mit Reisenvorbereitungen, stellen unsere DVD fertig und verabschieden uns von Freunden. Nach über fünf Monaten geht die unfreiwillige Unterbrechung der Mankei-Tour langsam zu Ende. Jetzt sind wir wieder so richtig reisehungrig und freuen uns auf die Abenteuer in Südamerika!