Mankei Tour - Guatemala
08. Februar 2006 - 16. April 2006
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Deutsche Globetrotter am Lago de Atitlan
An der kleinen Grenze nach Guatemala werden zuerst unsere Reifen desinfiziert. Dies kostet Geld. Da es keine Bank gibt, müssen wir bei einem Schwarzhändler Dollar in die Landeswährung Quetzales wechseln.
Die weiteren Grenzformalitäten werden von freundlichen Beamten in nur wenigen Minuten erledigt
Die Grenzstadt Mesilla wirkt sehr belebt, es fahren viele dreirädrige Roller (Tuk-Tuk’s). Guter Dinge gelangen wir in die hohen Berge, die wir schon von Mexiko aus gesehen haben. Erfreulich, dass die Strassen in einem ungewohnt guten Zustand sind. Auch die Schäden durch den Hurrican im Herbst sind schon behoben.
Der Lago de Atitlan, umgeben von Vulkanbergen liegt uns zu Füßen.
Ein kleines Sträßchen führt extrem steil nach unten. Um die Bremsen nicht zu überhitzen, fahre ich im ersten Gang. Nicht immer zur Freude der Busfahrer.
"Hallo Mankeis, ihr seid Silvia und Christoph oder?"
Christine blickt dabei auf den Schriftzug unseres Wohnmobils. Wir kennen uns gegenseitig über das Internet. Auf den interessanten und informativen Webseiten
http://www.panamericana-abenteuer.de/ waren wir schon vor Beginn unserer Reise immer wieder zu Gast. Christine erzählt, dass noch weitere deutsche Camper auf der Wiese vor dem Hotel "Tzanjuyu" in Panajachel
stehen. Das ist ja ein Ding, da sind wir mitten in ein deutsches Globetrottertreffen geraten!
Wir stellen uns gegenseitig vor: Rolf und Ingelore waren mit ihrem Allrad MAN in Südamerika und fahren weiter nach Nordamerika. Ebenfalls von unten noch oben fahren Jürgen und Christine im James Cook Mercedes. Isolde und Karl-Heinz sind wie wir südwärts unterwegs. Sie reisen in einem Hymer Wohnmobil.
Während der nächsten Tage findet eine große Tausch- und Informationsbörse
statt. Bücher, Landkarten und Aufzeichnungen wechseln den Besitzer. CD’s mit GPS-Koordinaten, Software und Videos werden gegenseitig kopiert. Der mündliche Informationsaustausch findet an den Abenden beim Bier statt.
Meist ist es spät, bis wir ins Bett kommen.
Es wird so viel geratscht und gefachsimpelt, dass wir fast unsere Umgebung etwas vernachlässigen. Dabei gefällt uns Panajachel, obwohl etwas touristisch, sehr gut. Unzählige Souvenirshops, Restaurants, Internetcafes, Hotel und Sprachschulen befinden sich entlang der Hauptstrasse und am Seeufer. Den Bootshafen können wir von unserem Stellplatz aus sehen. Die kleinen Motorboote sind das Hauptverkehrsmittel um zu einer der zwölf Ortschaften zu gelangen, die rund um den See verteilt sind.
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Zusammen mit Jürgen fahren wir mit einem der Boote in das Dorf San Pedro, welches am Fuße des gleichnamigen Vulkans liegt. Von einem einheimischen Führer begleitet, besteigen wir den 3000m hohen Vulkanberg.
Wir passieren Maisfelder und Kaffeeplantagen. Unser Führer schreitet flott voran, so dass wir kräftig ins Schwitzen und Schnaufen geraten. Die letzte Wanderung liegt einfach zu weit zurück. Am Gipfel erwartet uns eine ungetrübte Aussicht,
die sonst am Mittag typische Wolke bleibt aus. Zu sehen sind auch die Überreste eines Dorfes, das bei einem Hurrikan im Herbst letzten Jahres von einem Erdrutsch verschüttet wurde. 1500 Menschen verloren ihr Leben.
Als letzte Teilnehmer unseres Travelertreffens am Lago de Atitlan verabschieden wir Christine und Jürgen. Servus, wir hören voneinander. Unser Camper steht jetzt alleine auf der Wiese.
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Zusammen mit Jürgen auf dem Vulkan San Pedro
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Wir verlassen Panajachel und wollen nach Antigua. In den kleinen Gängen fahren wir den sehr steilen Berg hoch. Plötzlich verliert der Motor im oberen Drehzahlbereich an Leistung.
Verzweiflung! Ich halte an, kann aber nichts feststellen. Ist der Turbo ausgefallen? Wir hoffen, dass wir wenigstens die nächste Stadt erreichen. Auf einmal läuft er wieder normal, als sei nichts gewesen. Vielleicht war nur irgend etwas verstopft? Ein Stein fällt uns vom Herzen.
Antigua ist ein freundliches Städtchen,
dem der Tourismus viel Geld beschert hat. Deshalb konnten Gebäude und Innenhöfe stilvoll restauriert werden. Der Straßenbelag ist aus Kopfsteinpflaster, es gibt sogar eine Fußgängerzone. Angenehm kann man draußen in einem Cafe sitzen und beobachten wie traditionell gekleidete Indios ihre Waren an Touristen verkaufen.
Auch wir feilschen um Souvenirgegenstände, denn in ein paar Tagen werden wir unsere Reise unterbrechen und nach Deutschland fliegen.
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Antigua
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Antigua- Indiomarkt für Touristen
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In einem bewachten Stadtpark bzw. Naherholungsgebiet, etwas außerhalb von Antigua, finden wir einen Stellplatz. Den heutigen Sonntag haben wir zum Packen reserviert,
denn morgen wollen wir unser Jammerl im Zollhof von Guatemala City parken und dann in ein Hotel einchecken. Der Park füllt sich langsam mit Sonntagsausflüglern. Kinder baden im Pool, Pferde zum Verleihen werden herbeigeschafft. Um diesen Rummel etwas zu entkommen, parken wir unser Fahrzeug an einer ruhigen Stelle bei einem Picknickplatz. Wir trauen unseren Augen nicht, als sich eine Großfamilie um „unseren“ Tisch versammelt
und ein halben Meter von uns entfernt mit einer Fiesta beginnt. Das Wohnmobil wackelt, jemand ist hochgeklettert, um einen Blick ins Innere der Fahrerkabine zu erhaschen. Jetzt dröhnt auch noch laute Musik. Wir beschließen zu flüchten.
Vorher muss ich zunächst ein Spielzeugauto wegräumen. „Gracias“ bedankt sich die Mutter.
Unterbrechung der Mankei-Tour
Die Nacht war unruhig, Reisefieber hat mich ergriffen. Um sechs Uhr, als es dämmert, stehen wir auf und verlassen den Park. Es ist nicht weit bis Guatemala City, doch schon bald stehen wir im Stau. Busse nutzen gnadenlos jede Lücke und drängen uns mehrfach ab.
Im Morgenlicht wirken ihre Dieselwolken wie Nebel. Nur sehr langsam kommen wir voran. Dann passiert es: Wir fahren auf der Ringstrasse in die falsche Richtung und gelangen wieder stadtauswärts. Das darf doch nicht wahr sein! Doch es hilft nichts, wir müssen wenden und erneut durch den Stau.
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Trotz allem erreichen wir rechtzeitig den Zoll von Guatemala City.
Hier müssen wir unser Mobil während unseres Heimataufenthalts abstellen. Da es in meinem Reisepass eingetragen ist, gäbe es ohne entsprechende Zolldokumente möglicherweise Probleme bei der Ausreise. An dieser Stelle vielen Dank an die deutsche Botschaft
in Guatemala, die uns in dieser Sache prompt und fachkundig beraten hat! Es dauert ein paar Stunden bis alle Formalitäten erledigt sind.
Zweimal müssen wir auf die andere Straßenseite zum Copy-Shop, da Kopien von unseren Dokumenten benötigt werden. Warum wir auch die leeren Seiten des Reisepasses kopieren müssen, hinterfragen wir lieber nicht.
Mit unseren Rucksäcken verlassen wir den Zoll und hoffen unser Fahrzeug in zwei Wochen unversehrt abholen zu können. Wir atmen auf, weil alles so gut geklappt hat. |
Zollhof in Guatemala City
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Ein Taxi bringt uns zu einem Hotel in Flughafennähe. Das Bett unseres Zimmers ist fast so groß wie unser komplettes Heim. Wir lassen den Whirlpool im Bad voll laufen und genießen den ungewohnten Luxus.
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Guatemala City
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Ungewohnter Luxus
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Der Portier des Hotels klingelt uns um halb fünf Uhr Morgens aus dem Bett
und bald darauf sitzen wir im Hotelshuttle, das uns zum Flughafen bringt. Die erste Zwischenstation ist Miami
in Florida. Da es hier keinen Transitbereich gibt, müssen wir zunächst in die USA einreisen. Dies dauert über eine Stunde. Es werden Fingerabdrücke genommen und wir müssen durch den Zoll. Da wir einen längeren Aufenthalt haben, können wir sogar noch einen kleinen Spaziergang ins Freien unternehmen. Die Sonne scheint warm in der mild-feuchten Luft. Auf dem Flug nach London hat es heftige Turbulenzen.
Ohne Gurt hätte es uns sicher aus den Sitzen gehoben. Auch in London Heathrow wird die Sicherheit ernst genommen, wir werden drei Mal kontrolliert, ehe wir in der Maschine nach München
sitzen. Dann sind wir in der Heimat angekommen und werden dort von meinen Eltern abgeholt. Nach zwanzig Stunden Flug wirkt alles unwirklich, wie im Traum.
Zwei Wochen wohnen wir bei meinen Eltern in Landshut. Wir besuchen Schwiegereltern, Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn. Silvia arbeitet sich durch den Berg Post, der sich in knapp einem Jahr angesammelt hat und erledigt all die Büroarbeiten. Auf dem Arbeitsamt sichern wir unsere Ansprüche für die Zeit nach der Rückkehr. Wir besorgen Ausrüstungsgegenstände, die in Mittelamerika nicht erhältlich sind.
Während unseres Aufenthaltes gibt es in München und Umgebung ausserdem den stärksten Schneefall seit 50 Jahren, über einen halben Meter innerhalb von 24 Stunden. So können wir auch noch einen richtigen Winter erleben. |
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Rekordschneefälle in Deutschland
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Das kommt uns spanisch vor!
Um halb vier Uhr Morgens klingelt der Wecker. Nur wenig später sind wir mit schwerem Gepäck unterwegs zur S-Bahn. Es ist stockdunkel, nasser Schnee liegt immer noch einen halben Meter hoch, die Strassen sind matschig.
Pünktlich treffen wir am Flughafen in München ein, der gerade zum Leben erwacht. Beim ersten Tageslicht heben wir in München ab, dann geht alles ziemlich schnell: Nach zwanzig Stunden haben wir diesen völlig unproblematischen Flug fast hinter uns und sehen beim Landeanflug das abendliche Lichtermeer von Guatemala City.
Nachdem wir erlebt haben, was der Winter in Deutschland bedeutet, freuen wir uns nun über die milden Temperaturen. In der strahlenden Sonne leuchten tropische Blüten in kräftigen Farben. Die Erleichterung ist groß, als wir auf dem Zollhof unser Fahrzeug unversehrt vorfinden.
Da nehmen wir es gerne in Kauf, dass die Erledigung der Formalitäten einen halben Tag in Anspruch nimmt. Entgegen unseren Erwartungen verlängern die Zollbeamten sogar die Aufenthaltsgenehmigung für unser Wohnmobil. |
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tropischer Bambus
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Die Erinnerungen an den Heimataufenthalt verblassen schnell. Viele qualmende Busse auf der belebten Strasse zum Lago de Atitlan verdeutlichen, dass wir endgültig zurück sind.
Bei unserem letzten Aufenthalt in Panajachel vor einem Monat hatten wir bereits Vorbereitungen für unseren geplanten Spanischkurs getroffen. Ein kleiner Campingplatz am Stadtrand soll unsere Heimat für die nächsten Wochen werden.
Erst später werden wir bemerken, dass dieser nett gelegene Platz auch Schattenseite hat. Doch erst einmal sind wir froh hier zu sein, buchen den Spanischkurs und besorgen uns zwei Fahrräder.
Unsere Tage erhalten eine feste Struktur,
fast wie im sesshaften Leben: Um halb sieben Uhr stehen wir bei Vogelgezwitscher auf und frühstücken. Auf den Fahrräder fahren wir durch den Ort Panajachel zur Sprachenschule. Berufstätige sind auf dem Weg zur Arbeit. Obst und Gemüse wird in klapprigen Lastwagen zu kleinen Geschäften geliefert. Der Markt erwacht zum Leben. Ein Heer von Kindern steigt aus den Schulbusse.
Im Garten der Sprachschule "Jabel Tinamit" erhalten wir täglich vier Stunden Einzelunterricht.
Das mag viel erscheinen, doch diese Zeit vergeht wie im Fluge. Neben neuen Wörtern und der Grammatik erzählen unsere Lehrer auch über das Leben im Ort und von der hiesigen Mayakultur (hier sind über 70% der Bevölkerung Indigenas). Bevor wir am Nachmittag mit den Hausaufgaben beginnen, kaufen wir auf dem Markt ein.
Mittlerweile kennen wir die Preise für das Gemüse, wissen dass Mangos gerade Saison haben und die alte Indianerin an der Ecke guten Käse verkauft. Abends besuchen wir entweder eines der vielen günstigen Restaurants oder Silvia kocht mit frischen Zutaten selber.
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Stellplatz in Panajachel
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Spanisch büffeln im Garten
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Die Wochenenden nutzen wir für Ausflüge mit dem Fahrrad oder besuchen mit dem Boot kleine Dörfer am See. Einmal in der Woche bietet die Schule eine "Actividad" an. Besonders gefällt uns der Ausflug zu einer immer noch genutzten Kultstädte der Maya. In der schummrigen Höhle glimmen Feuer und brennen Kerzen.
Hier sind die Mayagötter noch lebendig und sehen anscheinend auch großzügig über den vielen Plastikmüll hinweg.
Während unseres Aufenthalts in Deutschland hatten wir die nebenstehende SOS-Email von unserem Freund Harald
erhalten. Diesen Fahrradreisenden haben wir bereits mehrfach getroffen und wiederholt in unseren Berichten erwähnt. Selbstverständlich haben wir ihm die gewünschten Ausrüstungsgegenständen mitgebracht.
Als wir vom Schulunterricht auf den Campingplatz zurückkommen ist Harald schon da
und hat bereits sein Zelt aufgebaut. Er bleibt eine Woche, besucht ebenfalls einen Sprachkurs, montiert und verpackt die mitgebrachten Sachen. Mehrfach sitzen wir abends beim Lagerfeuer zusammen.
Glühwürmchen leuchten und Grillen zirpen. Dies ist die Zeit, in der sich Reisegeschichten am besten erzählen lassen. Jetzt erfahren wir die spannenden Einzelheiten von Haralds Kubabesuch.
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Haralds SOS-Email:
Santa Clara, Cuba, 20.2.06
Hola Christoph, hola Silvia,
bin seit ueber einer Woche schon in Cuba. Hat aber nicht lange gedauert, bis sie mein Fahrraedle mit allem Gepaeck geklaut hatten - ca. 1h nachdem ich den Flughafen verlassen hatte und in die Stadt geradelt bin.
Mein Freund hat mir bereits ein Fahrrad mit Zelt hinterlassen, um die Reise fortzusetzen.
Jetzt eine Frage: Koennt ihr mir vielleicht etwas Gepaeck mitbringen, wenn ihr nach Guatemala zurueckfliegt?
...
Cubanische Gruesse,
Harald.
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Ausflug mit dem Fahrrad
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Mayadorf Santiago
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Zeit für Geschichten
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Die Tage des Spanischlernens gehen langsam zu Ende. Der Kurs hat uns beiden viel gebracht, das Sprechen fällt jetzt viel leichter.
Bevor wir abfahren möchte ich noch über eine weniger schöne Seite unseres Aufenthalts berichten: Flöhe! Überall im Wohnmobil hüpfen diese Viecher rum, zögern nicht uns zu beißen
(vor allem mich). Wo haben wir uns dieses Ungeziefer eingefangen, wie werden wir es wieder los? Wir machen uns Gedanken über eine Desinfektion unseres Heims. Da bemerken wir, dass uns diese Tiere besonders draußen auf der Wiese anfallen. Fast erleichtert stellen wir fest, dass es sich um Erd- oder Hundeflöhe handelt, die glücklicherweise nicht lange in menschlichen Behausungen bleiben. Aus unserem Wohnmobil können wir die meisten dieser Quälgeister vertreiben und draußen passen wir auf, dass wir möglichst wenig gebissen werden. Wir haben uns fast schon dran gewöhnt, da setzt die Natur noch eins drauf: Nach einem nächtlichen Gewitterschauer springen uns am nächsten Morgen die Flöhe gleich dutzendweise an...
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Abenteuerliches Hinterland
Die sesshaften Tage sind vorbei.
Auf dem Weg in das gebirgige Hinterland Guatemalas holpern wir über kleine Teerstrassen durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend.
Die Ortschaft Chichicastenango
ist bekannt für den besonders farbenprächtigen Markt. Die Gassen im Zentrum sind dann voll mit bunten Verkaufsstände und während dieser Zeit für den Autoverkehr nicht passierbar. Dieser exotischer Mix aus Farben, Düften und Geräuschen ist ganz nach unserem Geschmack!
Wir reisen am Vorabend des Markttages an. Die Dorfbewohner sind noch unter sich, die Touristenbusse kommen erst am folgenden Vormittag.
Der christliche Glaube prallt hier auf die traditionelle Spiritualität der Mayas.
Vor dem Eingang einer kleinen Kirche brennt qualmend ein Feuer. Andächtig wirft eine kniende Indiofrau Kerzen in die Flammen. Ihr Mann steht daneben mit einem Gefäß aus dem Weihrauch duftet. Diese beiden bringen ihren Mayagöttern ein Opfer.
Gleich gegenüber klingt aus der großen katholischen Kirche Musik. Sie ist fröhlich, fast reißerisch so dass man klatschen möchte als sie endet. Im Anschluss an den Gottesdienst findet eine Prozession statt.
Auf einer Bühne wird der leidende Christus von mindestens zwanzig schwer schleppenden Ministranten herausgetragen. Sie bahnen sich ihren Weg durch die dicht stehende Menschenmenge. Ein nicht alltägliches Ereignis für die traditionell gekleideten Indios und schon gar nicht für die wenigen Touristen mit ihren Kameras.
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Das Städtchen Nebaj
liegt in einem der tief eingeschnittenen Tälern, umgeben von über 2000 m hohen Bergen. Hierher verirrt sich nur selten ein Tourist. Schon die Anreise ist anstrengend und zeitraubend. Mit neugierigen Blicken wir unser Camper betrachtet.
Kaum jemand kann sich hier vorstellen, dass jemand sein "Haus" mit auf Reisen nimmt.
"Wo können wir für unseren Lastwagen einen sicheren Platz für die Nacht finden?" fragt Silva an der Tankstelle.
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Der Tankwart beschreibt den Weg zu einem Hotel, auf dessen Parkplatz wir stehen können. Am Abend steht dieser Platz voll mit Transportern und LKWs. Im Gegensatz zu uns beziehen die Fahrer aber ihre Zimmer. Wir schlafen lieber im WoMo, obwohl wir auch für ein Zimmer bezahlt haben.
Die Wohnhäuser in Nebaj sind einfach und bestehen aus einem oder zwei Zimmern.
Diesen Platz teilt sich eine Familie mit vielen Kindern und den Großeltern. Im Zentrum steht eine Kirche mit großem Platz, ein paar Geschäfte, ein Markt. Die sonst üblichen touristischen Andenkenläden fehlen völlig.
In unserem Hotel treffen wir einen Amerikaner. Er hat mehrere Monate in Nebaj gelebt und ein Entwicklungshilfeprojekt initiiert. Mit ihm zusammen gehen wir in ein Lokal, das wir gar nicht als solches erkannt hätten. Es stehen nur drei Fleischgerichte zur Auswahl, doch diese schmecken um so besser. |
Nebaj
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Wir können es gar nicht glauben, dass dies hier die Strasse nach Uspantan sein soll. Doch auch der Mann auf der Strasse, dem wir "Uspantan?" zurufen, deutet auf diese Piste. Jetzt beginnt das Abenteuer!
Eine felsige Schotterstrasse windet sich eng und steil nach oben. Ab und zu passieren wir kleine Bauernhöfe. Schweine, Schafe und Maultiere sind am Straßenrand angebunden. Fast freuen wir uns als ein LKW vor uns erscheint,
so wissen wir, dass wir uns doch auf einer Durchgangsstrasse befinden. Kommen Fahrzeuge entgegen, so erfordert dies komplizierte Ausweichmanöver. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt nur etwas über zehn km/h.
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Busse, auch für schlechte Strassen
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Vorsichtig fahren wir über die Brücke aus Holzbohlen
und erreichen bald darauf den kleinen Parkplatz von Semuc Champey.
Diesen tiefergelegenen Ort besuchen wir wegen seiner idyllischen Wasserfälle. Zu unserer Überraschung parkt ein holländischer Toyota Landcruiser, dessen Insassen wir wenig später kennen lernen. Die beiden sind wie wir von "oben" nach "unten" unterwegs und haben unser Fahrzeug schon in Kanada gesehen.
Durch Dschungel und tropisch heiße Luft schlendern wir den Fluss entlang bis zu den Wasserfällen. Blaue Becken, mit klarem Wasser gefüllt, laden zum Baden ein. Schwärme kleiner Fische knabbern an unseren Füssen.
Während der Abenddämmerung setzt ein unglaubliches Vogel- und Grillenkonzert ein. Es zirpt und schnarrt aus allen Winkeln.
Hätte ich doch nur an der letzten Tankstelle nochmals vollgetankt", hilft jetzt nicht mehr. Wir stecken in der extremen Steigung, die wir nur mit Hilfe unseres Untersetzungsgetriebes hochkommen, fest. Nichts geht mehr, der Motor bekommt keinen Sprit,
obwohl der Tank noch halbvoll ist.
"Was für eine Fehlkonstruktion!", schimpfe ich, auf den Tank blickend. Dann kommen auch noch zwei Busse entgegen. Die Piste ist zu eng, sie können nicht an uns vorbeifahren. Deshalb steigen die Passagiere aus und machen es sich im Schatten bequem. Die Fahrer kommen zu unserem Fahrzeug und wollen helfen. Sie sind sehr freundlich, trotz der Verzögerung. Beim Versuch rückwärts die Fahrbahn freizumachen, bin ich in die Böschung geraten.
Das Fahrzeug steht nicht mehr ganz so steil. Vielleicht kriegt der Motor jetzt Sprit? Tatsächlich, nach ein paar Mal orgeln werden die Luftbläschen in der Dieselleitung weniger. Schließlich läuft der Motor und es gelingt uns bis zu einer Ausweichstelle hochzufahren. Die Passagiere der Busse steigen wieder ein und die Fahrer winken uns bei der Abfahrt erleichtert zu. Während ich beim Fahrzeug bleibe, fährt Silvia mit einem geländegängigen Sammeltaxi in die nächste Ortschaft.
Dort gibt es zwar keine Tankstelle, doch man verkauft Diesel aus Fässern. Mit einem Reservekanister auf dem Dach eines überfüllten Kleinbusses (28 Personen!) kommt Silvia zurück. Wir können weiter fahren!
Zurück auf der Hauptstrasse fragen wir ein paar Polizisten nach dem Wegzustand zur Ortschaft Fray.
"Schlechte Strasse, aber keine Probleme" antworten die Beamten hilfsbereit. Aufgrund dieser positiven Aussage fahren wir diese "Abkürzung", obwohl die Strasse über Coban deutlich besser sein soll (aber auch deutlich länger). Holprig geht es durch kleine Dörfer und bergige Landschaft. Uns fällt auf, dass uns schon ewig kein Fahrzeug mehr entgegengekommen ist.
Gibt es doch irgendwo ein Problem? Die Dörfer enden und wir fahren durch beinahe unberührten Dschungel.
Ab und zu streifen wir eine Liane. Nach 50 km und vier Stunden stoppt eine Baustelle kurz vor der Hauptstrasse unser ohnehin langsames Vorwärtskommen völlig. Die Strasse wird verbreitert, doch keiner kann uns genau sagen, wann die Sperre wieder aufgehoben wird.
"Vermutlich geht's um 5 Uhr weiter", meint ein ebenfalls wartender LKW-Fahrer.
Im Hintergrund arbeiten schwere Bagger und es werden Sprengungen durchgeführt. Neben uns wachsen Urwaldriesen, ein Tukan fliegt zwischen den Wipfeln. Nicht mehr lange, dann wird auch dieses Stück Urwald gerodet sein.
Das Holz kann auf der gut ausgebauten Strasse leicht abtransportiert werden. Gegen 7 Uhr, es ist schon dunkel, wird die Strasse freigegeben, an der eben noch gebaggert wurde. Im Licht der Scheinwerfer erreichen wir Fray und finden einen sicheren Übernachtungsplatz in einem Hotel. Bei einem Bier lassen wir diesen abenteuerlichen Reisetag Revue passieren. |
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Semana Santa
Der nächste Tag bietet ebenfalls nochmals Schotter der üblen Art. Zwar ist es flacher und man kann schneller fahren, aber der Weg ist steinig und mit Schlaglöchern übersät. Es gibt Kilometersteine an der Strasse, aber so wenig Verkehr, dass wir uns wieder unsicher über die Durchgängigkeit der Strecke sind. Doch dann haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Eine Strecke, für die wir auf schlechter Schotterstrasse einen ganzen Tag brauchen, schaffen wir jetzt in einer Stunde.
So ist die Finka Ixobel
schnell erreicht, wo wir auf einer großen Wiese parken können. Es gibt einen Naturweiher mit herrlichem Wasser zum Schwimmen. Gleich nebenan laden Hängematten zum Relaxen ein. Abends lassen wir uns ein reichhaltiges Buffet und kühles Bier auf der Veranda schmecken. Die Sanitäranlagen funktionieren und die Umgebung eignet sich für Spaziergänge. Kurz, ein paradiesischer Platz nach den staubigen, strapaziösen Tagen.
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Eigentlich wollten wir die Mayaruinen von Tikal
gar nicht besuchen, da wir glaubten, in Mexiko schon ähnliches gesehen zu haben. Doch so viele Reisende hatten von der Schönheit dieses Platzes geschwärmt, dass wir uns anders entscheiden. Auf den Treppen eines hohen Tempels sitzend, sind wir froh, dass wir diesen kleinen Umweg in Kauf genommen haben. Im milden Abendlicht ragen steinerne Zeugen einer untergegangenen Mayastadt aus dem Urwald.
Papageien, Insekten und Brüllaffen sorgen für eine passende Geräuschkulisse.
Am folgenden Morgen sehen wir die gleichen Tempel in Nebel eingehüllt. In der feuchtwarmen Morgenluft klettern wir schwitzend über steile Leitern auf einen der höchsten Türme. Gut, dass wir schwindelfrei sind! |
Ruinen von Tikal
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Wir unternehmen Wanderungen in dem weit verzweigten Wegenetz. Viel Natur bekommen wir zu sehen, dazwischen immer wieder Bauwerke dieser einst großen Metropole. Die Wissenschaftler rätseln, warum diese weit entwickelte Kultur untergegangen ist.
Viele glauben, dass eine große Trockenheit die Bewohner zum Verlassen der Städte zwang.
Am Campingplatz bei den Ruinen lernen wir die Schweizer Cregi und Markus kennen. Gut möglich, dass wir auch diese beiden bei der Verschiffung nach Südamerika nochmals treffen werden.
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"Semana Santa"
heißt bei den Lateinamerikanern die Karwoche. Spätestens ab Donnerstag arbeitet niemand mehr, die Kinder haben schulfrei. In dieser Zeit sind alle Hotels ausgebucht und in den Badeorten herrscht Hochbetrieb. Ferienstimmung pur!
Am heutigen Gründonnerstag fahren wir nach Rio Dulce,
einer kleinen Stadt am grössten See Guatemalas. Da von hier aus ein Fluss ans karibische Meer führt, gibt es einige Marinas für Segelboote. Diese sind auch ein guter Platz, um mit dem Wohnmobil zu übernachten. Es dauert eine Weile, bis wir einen Stellplatz zugewiesen bekommen, denn auch hier herrscht schon reger "Semana Santa" Betrieb. Doch dann sitzen wir bei einer leichten Brise im Restaurant und beobachten "Weltumsegler", die mit ihren Booten hier vor Anker liegen.
Es herrscht eine internationale Stimmung. Eher ausgelassen geht es auf den Strassen zu. Überall wird mit viel Bier gefeiert. Von der hohen Brücke aus haben wir einen schönen Blick auf den Fluss. Nur eine Spur ist befahrbar, auf der anderen werden Fiestas gefeiert.
Unten auf dem Fluss beobachten wir das Gewimmel von Motorbooten, Aquascootern und Badenden.
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Semana Santa: Fiesta auf der Brücke in Rio Dulce ...
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... und am Strand in Livingstone
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Auch die nächsten Tage in Rio Dulce sind betriebsam, die Nächte laut. Am Ostersamstag unternehmen wir mit einem Motorboot einen Ausflug nach Livingstone ans Meer.
Der karibische Flair dieser Stadt wird durch die vielen Urlauber noch verstärkt. Die Strände mit den vielen improvisierten Lokalen sind überfüllt. Schon am Vormittag dringt aus den Kneipen Reggae-Musik und nicht nur die Schwarzen im Rasta-Look halten ein Bier in der Hand.
Die Semana Santa geht zu Ende
und auch unser mehrwöchiger Aufenthalt in Guatemala. Die Strasse führt uns wieder zurück in die Berge. Bei El Florido fahren wir auf den Grenzparkplatz um nach
Honduras einzureisen.
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