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Auf der Horncliff
Die "Horncliff" fährt westlich, entlang der kolumbianischen Küste.
Das Frachtschiff hat neben Containern auch Fahrzeuge geladen. Die meisten der Laderäume sind noch leer, doch in Kürze sollen sie mit Bananen und Ananas gefüllt werden. An Bord befinden sich neben der russischen Besatzung zwölf Passagiere. Vier von ihnen (Mercedes, Norbert und wir) befinden sich nach einer langen Amerikareise auf dem Heimweg nach Europa.
Es beginnt recht abwechslungsreich: Das Schiff fährt in eine Meeresbucht nach Turbo.
Da diese kolumbianische Stadt keinen Hafen besitzt, müssen wir ankern. Mit einem Motorboot kommt eine Wachmannschaft mit Gewehren und einem Hund an Bord. Kurz darauf werden mit Schleppern riesige Flöße neben unser Schiff gezogen, die viele Tonnen Bananen anliefern.
Mit Hilfe des Schiffskrans verschwindet Palette um Palette in den Luken der 'Horncliff'. Zwei Tage können wir diese interessante Tätigkeit beobachten. Dann herrscht große Aufregung: Ein Boot kommt längsseits und ein Trupp Polizisten klettert an Bord. Taucher untersuchen das Schiff unter der Wasserlinie. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen werden in einem Container 40 Kilogramm Kokain gefunden.
"Gar nicht so ungewöhnlich", meint unser russischer Kapitän. "In dem Schiff neben uns hat man 120 Kilogramm gefunden".
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Bananenladen in der Bucht von Turbo
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Der Drogenfund verzögert unsere Abfahrt etwas. Doch schließlich ist die kolumbianische Polizei mit ihren Untersuchungen fertig und wir können Kurs auf Costa Rica
nehmen, das wir am folgenden Morgen erreichen. In Puerto Limon
werden erneut Bananen und Ananas geladen. Da es hier einen Hafen gibt, können wir von Bord gehen und an einer organisierten Tour
teilnehmen. Mit einem Motorboot fahren wir durch die Tortuguero Kanäle und können bei schönem Wetter Vögel, Krokodile, Brüllaffen und viele tropische Pflanzen beobachten.
Beim anschließenden Spaziergang durch das Hafenstädtchen Puerto Limon werden Erinnerungen wach: Hier sind wir letztes Jahr mit Jammerl auch schon gewesen.
Nach diesem Landausflug wird es etwas eintönig.
10 Tage sehen wir kein Land mehr und der Atlantik bietet nur wenig Abwechslung. Fliegende Fische, Delfine und eine Schwalbe (wo kommt die nur her?) sind die einzigen Lebewesen, die wir außerhalb des Schiffes zu sehen bekommen. Die Höhepunkte des Tages sind die Mahlzeiten: Frühstücksbuffet, viergängiges Mittagessen, Kaffee und Kuchen, viergängiges Abendessen, Getränke an der Bar.
Unser russischer Koch bereitet die Speisen schmackhaft, aber etwas deftig zu. In Kombination mit der mangelnden Bewegung ist schon bald klar, dass dies nicht ohne Folgen bleiben wird...
Zwischen den Mahlzeiten halten wir uns entweder in der geräumigen Kabine auf oder wir sind oben an Deck auf der Sonnenterasse oder beim Swimmingpool. Der Aufenthalt draußen ist freilich nicht immer angenehm. Anfangs ist es so heiß, dass wir in die klimatisierten Räume flüchten. Nach einem plötzlichen Wetterumschwung benötigen wir dann Jacke und Pullover. Von Stürmen bleiben wir glücklicherweise verschont, doch kräftige Wellen verursachen gelegentlich ein flaues Gefühl.
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Pool
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Kabine
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Speisesaal für Gäste und Offiziere
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In England (Dover)
legt die Horncliff an, um Bananen zu entladen. Für uns ist dies eine willkommene Gelegenheit erstmals europäisches Land betreten. Alles wirkt geordnet und sauber. Doch als wir den Eintritt für die Burgbesichtigung bezahlen, ist es schwer, die Fassung zu bewahren. Mit diesem Betrag wären wir in Südamerika einen ganzen Tag ausgekommen!
Schwer zu glauben: Das Ende der Mankeitour
Als ich in der Morgendämmerung aus dem Bullauge sehe, blicke ich nicht auf das offene Meer, sondern auf eine Strasse. Wir sind an der letzten Schleuse des Hafens von Antwerpen.
Das europäische Festland heißt uns mit riesigen Chemiefabriken, Ölspeichern, Kränen und einem Atomkraftwerk willkommen. Zusammen mit dem nebeligen Wetter wirkt alles etwas unfreundlich und abweisend.
Wir hatten geglaubt, dass die Einreise nach Europa sicherlich unbürokratisch ist. Doch dies erweist sich als Irrtum! Da irgendwelche Papiere fehlen, lässt man uns nicht aus dem Hafengelände.
Freundlicherweise fährt der hyperaktive Hafenmeister (bekommt er was von dem Kokain ab, das mit den Schiffen geschmuggelt wird?) Norbert und mich zum Büro des Schiffsagenten. Die Leute hier haben irgend etwas vermasselt und meinen nun, dass wir möglicherweise einige Tage im Hafen bleiben müssen. Glücklicherweise bekommen wir die fehlende Zollfreigabe dann doch noch am gleichen Tag. Nun verabschieden wir uns von Mercedes und Norbert und fahren über belgische Autobahnen nach Deutschland.
Gleich hinter der Grenze übernachten wir bei Aachen in einem Gewerbegebiet.
Nach einer letzten Nacht im Wohnmobil auf einem Campingplatz in Frankfurt
sind die Stunden unserer Mankeitour gezählt. An einem warmen Sonntagnachmittag parken wir Benito in der Nähe unseres Hauses in München und stellen den Motor ab. Schwer zu glauben: Die Reise, die fast vier Jahre lang unser Leben bestimmt hat, ist zu Ende!
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Epilog
"Was ist das für ein Gefühl wieder hier zu sein?"
"Am Ende dieses langen Traums müssen wir erst langsam wieder aufwachen. Nach so vielen Erlebnissen und Eindrücken freuen wir uns doch ein wenig auf das 'normale' Leben'. Geregelte Tagesabläufe, die Arbeit im Büro, alte Freunde. Doch schon beim Einräumen unseres Hauses kommen Zweifel. Zwei Fernseher, Mikrowelle, viel Geschirr und Gläser für jeden Anlass.... Alles nützliche Dinge, die wir aber im Wohnmobil nie vermisst haben. Es ist schön wieder hier zu sein, doch die Sehnsucht nach dem einfachen und freien Leben ist nun tief in uns verwurzelt. Hoffentlich schon bald, in ein paar Jahren, brechen wir auf zu neuen Abenteuern."
"Die Welt ist groß genug!"
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