Zurück  Nach oben  Weiter

13

Lengai

 

 

Mittwoch, 05.02.2003

 

 

Lengai

 

 

Camp im Hauptkrater des Ol Doinyo Lengai

 

 

 

 

Den heiligen Berg besteigen die wenigsten: die lockere Vulkanasche, seine Steilheit und die Tageshitze machen diese Bergtour nicht gerade zu einem Vergnügen.

Nelles Guide Tanzania

Das monatelange Training hat sich gelohnt!

Es ist sternenklarer Himmel, als wir um vier Uhr morgens unser Zelt abbauen. Nach Tee und Müsliriegel fährt uns Stephen über die holprige Strasse zum Startpunkt.

Der Bergführer Mathew geht mit seiner Stirnlampe langsam voraus. Die Steigung ist zunächst mäßig, nur an manchen Stellen leuchte ich mit meiner Taschenlampe den Weg. Als es dämmert haben wir bereits ein gutes Stück geschafft, der Gipfel scheint nicht allzu weit entfernt. Es wird steiler. Mathew, Dirk, Ralph und ich gehen voraus, dahinter folgen Silvia, Det und Bernhard. Im Schatten des Lengai kommen wir gut voran und leisten uns einige längere Pausen, in denen wir die Aussicht auf den Grabenbruch genießen können. Ich fühle mich fit und bin überzeugt den Gipfel trotz meines Gesundheitszustands zu erreichen. Tief liegt der Ausgangspunkt. Das Ziel ist, wie seit Stunden, nah. Der Weg ist jetzt extrem steil. Gingen wir anfangs noch meist über Lavaschottter, so sind es jetzt griffige Felsplatten.

 

Die letzte Pause ist fast schon eine Gipfelfeier, so nach scheint das Ziel. Silvia, die alleine hinterher ging, holt uns ein. Das Gefühl, schon oben zu sein erweist sich jedoch auch jetzt als Täuschung, es ist noch ein gutes Stück steiler Fels zu meistern, bis wir es nach knapp sieben Stunden endgültig geschafft haben.

 

Ein grandioses Gefühl am Grat zu stehen. Vor uns der Vulkan mit seinen Hornitos, hinter uns der Embakai und Grabenbruch. Es stinkt noch Schwefel. Wie eine Brandung hören wir einen Lavasee brodeln. Aus einigen Hornitos und Felsspalten dampft es.

Sowohl von den Massai, die unser Gepäck und Wasser tragen, als auch von Det ist nichts zu sehen. Wir stärken uns mit ein paar Bananen, bevor wir uns vorsichtig, durch die weiße Lavaasche stapfend, zu einer schattigen Stelle bewegen. Bernhard, unser Hobbyvulkanologe, inspiziert derweil die Umgebung. Etwas später gehen wir zum südlichen Teil des Vulkans, wo sich William, Mathew und der Koch bereits niedergelassen haben. Groß ist die Freude als endlich die Massais eintreffen, bringen sie doch das ersehnte Wasser mit. Det hatte ursprünglich geplant, im nicht aktiven Südkrater zu campieren. Der Weg dorthin ist jedoch weit und wir entschließen uns, das Camp am Rande des Hauptkraters aufzubauen. Es wird diskutiert, ob wir nachts Wachen aufstellen sollen, um nicht von einem Lavastrom überrascht zu werden. Wir stellen fest, dass einige Liter Wasser fehlen, die wohl die Massais bei ihrem Aufstieg getrunken haben. Das Wasser wird wohl rationiert werden müssen, denn auch ohne den Verlust ist es knapp bemessen.

Am späten Nachmittag trifft Det ein, nur dank seiner Willenskraft hat er den Aufstieg geschafft.

Bernhard erklärt uns, worauf wir beim Erkunden des Vulkans achten müssen, um nicht in einen Lavastrom einzubrechen.

Kurz vor Sonnenuntergang stehen Bernhard, Dirk, Ralf und ich vor dem Lavastrom, der wohl am heutigen Morgen geflossen ist. Der Stein ist fest, jedoch noch warm. Mit seinem Geologenhammer bricht Bernhard ein Stück heraus, das so heiß ist, dass man es gerade noch anfassen kann. Wir sind nah am brodelnden Lavasee. Bernhard wirft einen Blick hinein, ich halte jedoch respektvoll Abstand.

Abends gibt es Cevapcici als Fertiggericht, als Tischdecke muss eine Plastikplane herhalten. Wir beschließen keine Nachtwachen aufzustellen und gehen früh ins Zelt. Es ist ziemlich mild, der Boden warm, der Schlaf aber wegen der ungewohnten Umgebung unruhig.

.

 Zurück  Weiter