Mankei Tour - Die Prärieprovinzen
26. Juni - 07.Juli 2005
Unendliche Prärien
Die riesige Ebene der Provinzen Manitoba, Saskatchewan und Teile von Alberta dienten früher Millionen von Bisons als Weidefläche. Bekanntermaßen wurden diese von der ersten Europäern ausgerottet. Heute wird hier Weizen angebaut und Hausrinder grasen auf überdimensionalen Wiesen.
Heiß und trocken haben wir die Prärie erwartet. Doch jetzt befinden wir uns inmitten überschwemmter Weiden und Felder. Es ist kühl und eine Gewitterfront am Horizont sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die anhaltenden Regenfälle der letzten Wochen sind durch die Presse gegangen.
Beim Einkauf in einem Geschäft hören wir einen resignierten Verkäufer: "Sorry, alle Pumpen sind ausverkauft, nächste Woche sollen wieder welche kommen."
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Immer geradeaus auf schnurgeraden Highways
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Überall überschwemmte Felder und Weiden
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Mehrere tausend Kilometer rollen wir auf schnurgeraden Highways in westlicher Richtung.
Um uns die Zeit zu vertreiben, hören wir "Harry Potter" von unserem MP3-Player. Doch es ist nicht immer eintönig, denn wir durchqueren auch Hügellandschaften mit Seen und Farmen, die geradezu romantisch wirken. Die anhaltenden Regenfälle der letzten Wochen scheinen langsam zu Ende zu gehen, immer öfter scheint die Sonne.
Im Riding Mountain Nationalpark
treffen die Laubwälder des Ostens und die Nadelwälder des Nordens auf die Prärien. Im Visitor Center erhalten wir freundliche Auskünfte und sehen einen einführenden Film. Zu unserem Campingplatz am Lake Audy führt eine Schotterstrasse durch lichte Birkenwälder. Auf der nassen Piste erhält unser "Jammerl" ein richtiges Off-Road Aussehen. Eine kleine Herde Bisons sind die Attraktion dieses Nationalparks. Wir haben Glück, denn die Herde befindet sich unweit der Strasse. Wir halten an, kochen Kaffee und beobachten die riesigen Tiere bei einem Stück Gebäck bequem vom Fenster aus.
Der Campingplatz ist direkt am See gelegen und entgegen unseren Befürchtungen (Ferienbeginn und verlängertes Wochenende) fast leer. Silvia bäckt ein leckeres Bannock. Dies ist ein Brot, das aus Mehl, Backpulver und Wasser in der Pfanne zubereitet wird.
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Bisons im Riding Mountain Nationalpark
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Edmonton
An der Grenze zur Provinz Alberta haben wir die Gelegenheit unsere Emails zu lesen. Besonders freut uns eine Mail von Bryde und Dave, in der sie uns den Zeitungsartikel über unseren Besuch in Pakenham
senden (
zum Artikel).
Edmonton ist die Hauptstadt der Provinz Alberta. Eine für Europäer beeindruckende Skyline kündigt diese Metropole lange vor ihrem Erreichen an. Die West Edmonton Mall soll das weltweit größte Einkaufszentrum
sein und bietet allerhand Attraktionen: Ein riesiges Wellenbad, den Nachbau der Santa Maria, eine Eislaufbahn, Spielcasinos, Karussells und viele Dinge mehr. Wir schlendern einige Stunden durch die unzähligen Geschäfte. Schon beeindruckend, aber weltweit die größte, das hätte ich mir noch riesiger vorgestellt.
Es ist nach sieben Uhr, als wir auf einem Wal-Mart Parkplatz unser Nachtquartier aufschlagen. Neben uns steht ein Pickup mit Aufsetzkabine, aus dem ein älterer Mann aussteigt und mich anspricht. Es ist ein deutscher Rentner mit seiner Frau. Er lebt, zusammen mit seiner ebenfalls deutschen Frau, seit einigen Jahrzehnten in Kanada und seit sechs Wochen auf diesem Parkplatz.
Vor kurzem haben sie ihr Haus verkauft und die meisten ihrer Habseligkeiten eingelagert, denn sie wollen zurück nach Deutschland. Das heißt, die Frau will dies, ihr Mann ist sich da noch nicht so sicher. Der ehemalige Jäger will vor allem seine Waffensammlung nicht zurücklassen. Seit sechs Wochen tragen sie diesen Konflikt auf dem Parkplatz in ihrer engen Kabine aus. Wir vermuten, so oder so wird es auf diese Weise bald zu einer Entscheidung kommen.
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"Europa" in der weltweit größten Shopping-Mall
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Die vergangene Kultur der Indianer wird im Provincial Museum nochmals lebendig
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Wir bleiben noch einen weiteren Tag in Edmonton. Im Zentrum, mit den verspiegelten Wolkenkratzern, geht es für eine Großstadt eher beschaulich zu.
Etwas außerhalb befindet sich das „Provincial Museum“, welches in drei Abteilungen gegliedert ist: Albertas Natur (mit Erklärungen zu Tieren, Pflanzen und Steinen), Ureinwohner (Geschichte der Indianer), sowie eine Militärausstellung. Wir finden es lebendig und anschaulich, so wie wir es von den Museen Kanadas gewohnt sind.
Richtung Norden
Seit dem Atlantik fuhren wir überwiegend nach Westen. Vier Zeitzonen haben wir in Kanada schon durchschritten.
Doch jetzt wollen wir erst einmal nördlich fahren und verlassen Edmonton über den Alaska Highway. Dort überholt uns ein gelbes Cabrio. Die Beifahrerin winkt aufgeregt. Was will sie? Will sie uns grüßen oder uns auf etwas hinweisen? Im Rückspiegel kann ich nichts auffälliges entdecken. In diesem Moment überholt uns mit hoher Geschwindigkeit ein qualmender Pickup mit eingedelltem Kotflügel.
Aha, der ist anscheinend gemeint, aber warum hat die Frau uns zugewunken? Während wir überlegen, den Geruch des Qualms in der Nase, sehen wir weiter vorne eine Staubwolke. Beim Näherkommen fallen uns umherliegende Teile auf der Fahrbahn auf. Ein paar Autos, darunter auch das gelbe Cabrio, stoppen gerade. Auch wir halten an und sehen Rauch aus dem Wald unterhalb der Böschung aufsteigen.
An den Reifenspuren ist zu erkennen, dass der Pickup anscheinend auf die Gegenfahrbahn fahren wollte, dort auf ein Hindernis geprallt ist und dann in das Wäldchen geschleudert wurde. Da bereits genügend Autos angehalten haben, fahren wir weiter. Jetzt wissen wir, die Frau im Cabrio wollte uns vor einem Amokfahrer warnen.
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Freier Überachtungsplatz am Lesser Slave Lake
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Kurze Zeit nach diesem Schrecken biegen wir in den Grizzly Trail
ab. Hier soll es noch einige dieser großen Bären geben. Der erste Teil der Strecke ist Kulturlandschaft, später herrschen Wälder vor. Silvia schlägt vor, eine kleine Stichstrasse zum Lesser Slave Lake
zu fahren. An deren Ende befinden wir uns direkt an einem Schilfgürtel dieses Sees. Neben uns grasen Rinder auf einer riesigen Weide. Im Schilf lärmen Hunderte von Möwen, Enten und sonstigen Vögeln. Auf einem Baum sitzt ein Seeadler.
Wir haben einen wunderschönen Übernachtungsplatz gefunden! Ich reinige die Fensterscheibe, damit der Panoramablick ungetrübt ist. Die Fenster können wir auch ohne Netz geöffnet lassen, denn zu unserer großen Überraschung gibt es keine Mücken.
Um halb zehn, die Sonne steht noch ziemlich hoch, bereiten wir unser Bett. Wenig später hören wir ein Auto kommen. Ein Polizist steigt aus und fragt uns, ob wir hier campen.
"Ja, ist es denn ein Problem, hier in dieser wunderschönen Landschaft zu stehen?" antwortet Silvia.
"Nein, sie können gerne hier bleiben, es ist öffentliches Land (Crownland)"
Er fragt uns noch, woher wir kommen und wünscht uns einen schönen Aufenthalt.
Richtig dunkel wir es in diesen Nächten nicht mehr. Es leuchtet ein roter Streifen über dem See, aus dem dann gegen fünf Uhr morgens die Sonne wieder aufgeht.
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