Mankei Tour - Der Nordwesten
08.Juli - 18.Juli 2005
Wasser- und sonstige Fälle
Die Grenze zu den Northwest Territorries
verläuft genau auf dem 60. Breitengrad. Hier führt der Mackenzie Highway durch nicht enden wollende Wälder. Je weiter nördlich wir kommen, umso verkrüppelter sehen Fichten und Birken aus. Wir sind im Bereich des Permafrostbodens.
Nur im Sommer taut das Eis einige Zentimeter weit auf. Obwohl wir noch ein Stück vom Polarkreis entfernt sind, wird es jetzt im Juli Nachts nicht mehr dunkel.
Der fünfzigste Reisetag
begrüßt uns mit blauem Himmel. Entlang des Hay Rivers wollen wir einige spektakuläre Wasserfälle besichtigen. Tosend stürzt das Wasser 30 m tief über die Alexandra Falls.
Ein schönes Motiv zum Fotografieren und Filmen! Ohne Absperrung kann man direkt an die Abbruchkante der Fälle heran. Der Regenbogen unterhalb der Fälle gibt ein herrliches Motiv ab. Ich trete einen Schritt zur Seite an eine feuchte Stelle, um einen besseren Kamerawinkel zu haben. In dem unglaublich glatten Schlamm zieht es mir plötzlich die Füße weg.
Ich liege auf dem Hintern und bin mit den Füßen schon fast in der starken Strömung. Beim Versuch zurückzukriechen, rutsche ich ab und komme eher der Strömung noch näher. Da fühle ich, wie mich Silvia am Kragen und Arm rauszieht.
Sie ist glücklicherweise direkt neben mir gestanden. Ich bin voller Schlamm, doch sogar die Kamera ist unbeschädigt. Ja, das war sehr knapp, nicht auszudenken, wenn es mich die Fälle hinuntergerissen hätte.
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30 m hohe Wasserfälle
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Die Suche nach einem schönen Fotomotiv...
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...hätte ich beinahe mit dem Leben bezahlt
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An einem schönen Campingplatz feiern wir bei einer Flasche Wein den fünfzigsten Reisetag und den glücklichen Ausgang meines Sturzes.
Am großen Sklavensee
Den recht breiten Mackenzie River
überqueren mit der Fähre. Dabei haben wir Gelegenheit, die Scheiben mit den extra hierfür bereitgestellten Bürsten von Insektenresten zu reinigen. Von diesen gibt es wahrlich mehr als genug hier. Wenn wir nur kurz anhalten, sind wir sofort von Schwärmen mit Fliegen, Moskitos und sonstigem Ungeziefer umringt.
Die Strasse verläuft jetzt direkt entlang der Grenze eines großen Waldbüffelreservats.
Verkehrsschilder weisen auf die Gefahr eines Zusammenstosses hin. Zurecht, denn mehrmals sehen wir massive Bullen am Straßenrand weiden. Auch ganze Herden können wir beobachten. Besonders gerne wälzen sich diese größten Landtiere Nordamerikas im Staub, um lästige Insekten loszuwerden.
Yellowknife liegt am Great Slave Lake
, dem zweitgrößten Binnensee Kanadas. Die Stadt hat 20.000 Einwohner, was der Hälfte der Bevölkerung der Northwest Territories entspricht. Im alten Stadtteil parken in kleinen Häfen zahlreiche Wasserflugzeuge.
Hier könnte man sich in die absolute Einsamkeit fliegen lassen, um dort bei einer Luxuslodge zu angeln oder ein Kanuabenteuer zu beginnen.
Auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Kanufahren begeben wir uns zu einem Campingplatz etwas außerhalb der Stadt. Hier finden wir zwar weder einen Kanuverleih noch die absolute Einsamkeit, aber einen wunderbaren Platz zum Relaxen. Ein kleiner See bietet die Möglichkeit zum Angeln. Da ich seit einigen Tagen eine Angel und den Erlaubnisschein zum Fischen besitze, versuche ich mein Glück. Gleich am Anfang schwimmt ein Raubfisch ein paar Mal neugierig dem Köder hinterher, doch er beißt nicht an. Nachts um halb Elf, die Sonne steht schon recht tief, habe ich einen Hecht an der Leine.
Ein vielversprechender Beginn meiner Anglerkarriere!
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Kleine Hafenbucht in Yellowknife
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Angeln kurz vor Mitternacht
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Auf Schotterstrassen zu den Rocky Mountains
Als wir Yellowknife verlassen, fahren wir zunächst ein "Stückchen" (ca. 300 km) bekannte Straße, bevor wir an der Fähre, die über den Mackenzie River führt, ankommen. Dort schwärmt ein Autofahrer aus British Columbia über die wundervolle Natur seiner Heimat:
"Haltet die Kamera bereit!".
"In BC könnt ihr vielleicht einen toten Elch sehen", meint ein anderer, der offensichtlich nicht aus British Columbia stammt.
Schon bald sind wir am Mackenzie Highway. Hier beginnt ein längerer Abschnitt auf Schotterstrassen.
Erfreut stellen wir fest, dass zumindest der erste Abschnitt sehr gut in Schuss ist. Wir lassen etwas Luft aus den Reifen
und kommen danach beinahe so schnell voran wie auf Asphalt.
Seit Yellowknife bewegen wir uns in südwestlicher Richtung und entfernen uns somit vom Breitengrad her ein Stück von unserem Ziel Alaska. Das Straßennetz lässt uns keine andere Wahl.
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Fähre über den Liard River
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Schotterhighway nach Fort Liard
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Im kleinen Dorf Fort Liard
besuchen wir die Touristinformation, um uns nach den Möglichkeiten für eine Kanutour zu erkundigen. Leider kann uns die hübsche Indianerin nicht weiterhelfen. In unserem Prospekt wurden die Leistungen der Touristeninformation und die "Services" dieses Ortes etwas übertrieben euphorisch beschrieben. Der Supermarkt ist sehr teuer und das Sortiment begrenzt. Wir wollen nur Milch einkaufen, doch ist diese nicht erhältlich. Immerhin bekommen wir am Wasserwerk für einen "Loony" (Dollar) zwei Kanister Frischwasser.
Der kostenlose Campingplatz, etwas außerhalb von Fort Liard, ist sehr idyllisch am See gelegen. Leider gibt es viele Mücken, die besonders lästig werden, als draußen ein Gewitterschauer niedergeht. Gegen Abend kommt ein uraltes, aber perfekt renoviertes Feuerwehrauto
, das einen Wohnwagen hinterher zieht. Da es an den Seiten offen ist, ist der Fahrer mit einem Regenumhang, Gummistiefeln und einer Gesichtsmaske bekleidet. Er parkt auf dem Stellplatz neben uns und erzählt, dass er aus British Columbia stammt. Mit seinem Gespann unternimmt er eine Kanadadurchquerung. Neidlos müssen wir gestehen, dass uns sein Feuerwehrauto diesmal die Show stiehlt.
Unser Fahrzeug, sonst selbst ein beliebtes Fotomotiv, wird heute nicht beachtet.
Der Liard Highway führt über bewaldete Hügel und ist ab der Grenze nach British Columbia
geteert. Den ganzen Tag begegnen uns nicht einmal zehn Fahrzeuge. Dies ändert sich, als wir in den Alaska Highway
abbiegen. Dort kommen uns vor allem Campmobile entgegen. |
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Feuerwehrauto von 1943 als Zugfahrzeug für den Wohnwagen
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Das Restaurant von For Liard
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Endlich wieder in den Bergen!
Wir als bayerische Mankeis fühlen wir uns in den Rocky Mountains
doch wohler, als in den auf Dauer etwas eintönigen Ebenen. Auf dem Pass bei Steamboat gewittert es, begleitet von einem heftigem Platzregen. So werden unsere Scheiben von Fliegen und das Fahrzeug von Staub befreit. Als wir am Summit Lake
(1300 m) beim Campingplatz ankommen, scheint bereits wieder die Sonne. Auf den uns umgebenden, beinahe 3000m hohen Gipfeln liegen noch Schneereste.
Kaum haben wir unser Jammerl eingeparkt, schwimmt nur wenige Meter von uns entfernt ein Elch durch den See
und klettert ans Ufer. Als Wohltat empfinden wir die kühlen Temperaturen. Den Moskitos gefällt es wohl weniger, nirgends sind welche zu sehen.
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Endlich wieder Berge am Alaska Highway
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Der Himmel ist ungesund blau als wir ein schnelles Frühstück einnehmen. Heute wollen wir eine Bergtour auf den Summit Peak unternehmen.
Schon beim Losgehen ziehen die ersten Wolken auf, was jedoch die umliegenden hohen Gipfel in ein interessantes Licht taucht. Wir überqueren einen Bach und sind bald darauf über der Baumgrenze. Ein eisiger Wind weht in scharfen Böen.
Die Sonne ist mittlerweile verschwunden. Zweimal überlegen wir, ob es nicht besser wäre umzudrehen, doch der Ehrgeiz treibt uns weiter. Vom über 2100m hohen Summit Peak ist der Rundblick auf die vielen Gipfel sowie die ursprünglichen Wälder und Flüsse frei. Ein paar Schneeflocken fallen
und auch ich ziehe Handschuhe an.
Auf dem Rückweg folgen wir einem Pfad, der sich bald verliert. Jetzt heißt es selber einen Weg finden. Über ein Geröllfeld steigen wir ab und klettern dann an einem Bach entlang, bis wir ziemlich weit unten wieder auf den offiziellen Weg treffen.
Der einzige Mensch, dem wir auf dieser Tour begegnen, ist ein Truck Fahrer. Regelmäßig unterbricht er hier seine Alaskaroute, um ein Stück den Berg hoch zujoggen.
Am Parkplatz unten treffen wir ihn nochmals und wir ratschen ein wenig. Herbert ist vor dreißig Jahren aus Deutschland ausgewandert. Jeden Tag ist er tausend Kilometer mit seinem Truck unterwegs ist, im Winter manchmal auch auf zugefrorenen Flüssen.
Nach vier Tagen Fahrt hat er dann vier Tage frei. Er liebt seinen Beruf und würde nicht nach Deutschland zurückkehren wollen.
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