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Mankei Tour - Zentralmexiko

7. Januar 2006 - 19. Januar 2006

Monarchfalter auf Reise

Millionen von ihnen müssen fast zeitgleich mit uns aus dem Süden Kanadas aufgebrochen sein und wir hatten mit ihnen ein gemeinsames Ziel: Mexiko, irgendwo zwischen San Miguel de Allende und Mexiko City. Hoch oben in den Bergen trifft sich eine gewaltige Anzahl von Monarchschmetterlingen, um in den Pinienwälder zu überwintern. Klar, dass wir uns dieses Naturschauspiel nicht entgehen lassen und fahren deshalb die sehr steile Strasse nach El Rosario hoch. Hier oben auf knapp 3000 m wird Landwirtschaft betrieben. Auf den Maisfelder arbeiten noch viele Pferde und Esel. Die letzten Meter können wir wegen der extremen Steilheit nur im Kriechgang fahren. Die Schule ist gerade zu Ende. Einige Kinder nutzen unser Fahrzeug als Lift für den Nachhauseweg und springen auf die hintere Stoßstange auf. Die Strasse endet und wir befinden uns vor dem Schutzgebiet.

Reparatur am Straßenrand

Landwirtschaft auf 3000m Höhe

"Keine Problem hier zu übernachten, es ist sehr sicher und ruhig", beantwortet der Parkwächter unsere Frage, ob wir hier eine Nacht bleiben können. Den Schmetterlingen wollen wir erst morgen einen Besuch abstatten. Nach Einbruch der Dunkelheit rotten sich die Dorfhunde zusammen. Das Gebelle und Gejaule ist die ganze Nacht zu hören und wir sind froh im sicheren Wohnmobil zu sitzen.

Vorbei an zahllosen Andenkenläden gelangen wir zum Eingang, lösen dort ein Ticket und bekommen einen Führer zugewiesen. In der dünnen Luft steigen wir eine knappe Stunde auf ungefähr 3300 m hoch. Dabei sind bereits viele der schwarz-roten Falter zu sehen.  Am Ziel ist ein Gelände mit einem Seil abgetrennt. Nur innerhalb dieser Grenze dürfen wir uns frei bewegen. Unzählige Schmetterlinge hängen in dicken Klumpen an den Pinienästen, die sich unter dieser Last biegen. Neben uns bewundern noch etwa 15 weitere Touristen dieses Spektakel. Ungefähr eine Stunde beobachten, fotografieren und filmen wir die Falter, die mit zunehmender Sonne immer zahlreicher ausschwärmen. Das Rascheln abertausender von Flügeln ist deutlich zu hören. Wir haben Glück, dass heute ein warmer Tag ist, denn ein Schild weist darauf hin, dass bei kaltem Wetter keine Schmetterlinge fliegen.

Monarchfalter beim Trinken

 

Jetzt sind wir schon acht Stunden unterwegs und immer noch nicht in Tepozotlán, dem Vorort von Mexiko City. Mit dem Finger auf der Landkarte sah alles so einfach aus: Nur 200 KM auf scheinbar guter Strasse. Doch wir sind endlos viele Kurven gefahren, haben 150 Topes (das sind betonierte Schwellen auf der Strasse, welche die Raserei der Mexikaner sehr effektiv bremsen) und mehrere Pässe überwunden. Dabei gelangten wir bis auf 3600 m Höhe. Immerhin war es landschaftlich reizvoll und wir konnten Indios bei der Arbeit beobachten. Doch dann befinden wir uns in den Vororten von Mexico City in einem Gewirr von Strassen. Die wenigen Wegweiser sind mit Farbe überschmiert. Mit dem GPS fahren wir stur auf unseren Zielpunkt zu. Wegen der teilweise slumartigen Umgebung haben wir vorsorglich unsere Türen verriegelt.

Schlaglöcher im Asphalt

Bei einigen der viel befahrenen Strassen sind nur noch Asphaltreste zu sehen. Kinder bessern mit Schaufeln die tiefsten Schlaglöcher aus und fordern dafür Geld. Kilometer kämpfen wir uns so voran bis wir kurz vor der Abenddämmerung den Campingplatz erreichen. Hier können wir aufatmen!

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Mexiko City

Nach den schlechten Erfahrungen in den Vororten von Mexiko City wollen wir auf keinen Fall mit dem eigenen Fahrzeug in das Zentrum dieser gigantischen Stadt fahren. Wir parken Jammerl auf dem Campingplatz, packen ein paar Sachen ein und suchen einen Bus, der uns zur nächsten U-Bahnstation bringt. Dies gelingt nach einigem Fragen und schon bald können wir in einen Zug der Metro steigen. Das Metronetz von MC ist sauber, gut bewacht und die Orientierung fällt leichter als in unserer Heimatstadt München. Mitten im Zentrum steigen wir aus und quartieren uns für drei Nächte in einem einfachen Hotel ein. Übrigens das erste Mal, dass wir in einem Bett außerhalb unseres Wohnmobils schlafen.

Mit Bus und U-Bahn gelangen wir ins Zentrum von Mexiko City

Mexiko City ist mit geschätzten 25 Millionen Einwohnern die weltweit größte Stadt. Das historische Zentrum besteht aus prächtigen Kathedralen, Palästen und ein paar Resten der aztekischen Gebäude. Unsere Sorge wegen des  Smogs Probleme zu bekommen war unbegründet, denn ein frischer Nordwind sorgt für klare Luft. Die Temperaturen sind wegen der Höhenlage der Stadt frühlingshaft angenehm. So macht es Spaß, durch diesen lebhaften Stadtteil zu bummeln.
Etwas außerhalb der Prachtbauten befinden sich zahllose Geschäfte und Kleinmärkte. Ganze Straßenzüge sind nach Themen gruppiert: Werkzeuge, Sanitärbedarf, Goldschmuck und vieles mehr. Ganz besonders gefällt uns die Gegend mit kirchlichen Gegenständen. Dort gibt es von der Stoffwindel für das Jesuskind bis hin zum Engel-Bastelset wirklich alles für den Heimaltar der gläubigen Mexikaner zu kaufen.
Gleich am ersten Abend treffen wir uns mit Harald, dem Radfahrer aus Zacatecas. Per E-Mail hatten wir die Kathedrale als Treffpunkt vereinbart. Gemeinsam ziehen wir durch einige Kneipen der Stadt und sind erstaunt, wie früh das Nachtleben hier zu Ende ist. Um zehn Uhr abends haben die meisten Lokale bereits geschlossen und die Strassen sind ziemlich leer.

Zocalo mit Kathedrale von MC Käfertaxis ohne Vordersitze Berittene Polizei

In den folgenden Tagen besichtigen wir einige Sehenswürdigkeiten wie Kirchen und Museen. Auf dem Turm "Torre de Latinoamerica" reicht der  Blick bis zu den Außenvierteln der Stadt, welche unkontrolliert über die Hügel wuchern.

Am Sonntagmorgen genehmigen wir uns ein ausgiebiges Frühstücksbuffet. Wie die Mexikaner essen auch wir so deftige Sachen wie scharfes Huhn oder gefüllte Paprika. Die Gruppe neben uns stärkt sich für den anschließenden Kirchgang, wir dagegen brechen übersatt auf zum Park „Bosque de Chapultepec“ auf. Dort rüsten sich Hunderte von Verkaufständen gerade für den turbulenten Sonntagsbetrieb. Auf dem kleinen See schwimmen die ersten Tretboote. Am frühen Nachmittag ist der Park voll. Das Sonntagsvergnügen für die Kinder und deren Eltern ist im vollen Gange. Überall werden Eis, Knabbereien, billiges Spielzeug, Seifenblasen und vieles mehr angeboten. Bei den Kindern besonders beliebt sind Masken oder die Bemalung ihrer Gesichter mit lustigen Motiven. Für zusätzliche Unterhaltung sorgen Clowns und sonstige Spaßmacher.

Sonntagsvergnügen im Park

Dem Menschenstrom zum Zoo folgen wir nicht, denn es wäre dort kaum möglich gewesen einen Blick auf eines der Tiere zu erhaschen. Stattdessen nutzen wir den freien Eintritt ins Anthropologiemuseum, wo die Völker Mexikos von den Anfängen bis zur Gegenwart sehr anschaulich dargestellt werden.

Jeden Tag sind wir am Zocalo, dem riesigen Stadtplatz von Mexico City, um das dortige turbulente Treiben zu beobachten. Hier werden Demonstrationen abgehalten, fliegende Händler preisen lautstark ihre Ware an und Touristen aus aller Welt suchen nach Photomotiven. Immer wieder sind uns "Azteken" aufgefallen, die wild trommelnd,  mit Federschmuck und Lendenschurz bekleidet um eine Art Altar getanzt sind.   Wollen sie für diese Show Geld von den Touristen kassieren? Wir beobachten, dass sie Heilung von seelischen und körperlichen Leiden versprechen. In langen Schlangen stehen die Mexikaner an, um von einem mit Weihrauch fuchtelnden Azteken beschwört zu werden. Was wird wohl der Pfarrer in der Kirche nebenan dazu sagen?

Beschwörung der Majagötter

Genau so problemlos, wie wir in die Stadt gelangt sind, verlassen wir sie wieder. Am Campingplatz steht unversehrt unser Wohnmobil und wir stellen fest, dass man im eigenen Bett doch am Besten schläft.

Gefiederte Schlangen

Dank Silvia navigatorischer Leistung erreichen wir, ohne uns zu verfahren, San Juan, einer Kleinstadt am Ostende von Mexiko City. Dieser Ort dient uns als Ausgangsbasis, die Pyramiden von Teotihuacán zu besichtigen. Dank der frühen Morgenstunde haben wir am folgenden Tag die Anlage zunächst fast für uns alleine. Auf der Strasse der Toten gelangen wir zur Sonnen- und Mondpyramide, die wir beide besteigen. Die Steinstufen führen so steil nach oben, dass wir beinahe außer Atem geraten.

Abgeschleppt ins Gartenrestaurant Souvenirverkäufer

Um die Mittagszeit, mittlerweile sind die Touristenbusse angekommen, verlassen wir die Anlage, um zu essen. Am Ausgang präsentiert uns ein Mädchen eine Speisekarte, die uns ganz gut gefällt. Deshalb wollen wir das Restaurant mal ansehen und gehen suchend die Strasse entlang. Das Lokal finden wir nicht, doch das Mädchen folgt uns mit dem Taxi und bleibt hartnäckig an unserer Seite, bis wir in einem  weit entferntem Gartenrestaurant angekommen. Der Ärger, derart abgeschleppt worden zu sein verfliegt schnell, als wir gutes und reichhaltiges Essen serviert bekommen. Für den Rückweg besorgt uns das Mädchen ein uraltes, klappriges Taxi. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir sehen, dass der Fahrer seinen Fuß mit der Hand vom Gas auf die Bremse und zurück heben muss!!! Er ist offensichtlich an beiden Beinen gelähmt und hat Krücken neben sich liegen. Unbeschadet steigen wir aus, besichtigen noch ein Museum und fahren zurück zum Campingplatz. Dort wartet eine Überraschung auf uns: Petra und Harald stehen neben unserem Camper. Zum wiederholten Male treffen wir nun die beiden und auch diesmal sollte es wieder ein netter Abend werden. Später kommen noch Gerda und Horst ans Lagerfeuer, die mit ihrem deutschen Camper Mexiko bereisen.

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Zwei Fahrtage auf einer gut ausgebauten Mautstrasse bringen uns über 500 km weiter südlich. Bisher hatten wir diese vermieden, weil sie unverhältnismässig teuer sind, doch die schlechten Strassen der letzten Tage haben uns mürbe gemacht. Immer noch fahren wir durch wüsten- bzw. steppenhafte Landschaft, stets auf einer Höhe über 2000 m. Wir übernachten an einer Pemex Tankstelle. Da diese auch den Fernfahrern mit ihren riesigen Trucks als Quartier dient, ist es dort natürlich etwas lauter.