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Mankei Tour - Feuerland

20. Dezember 2006 - 05. Januar 2007

Feuerland

Feuerland - ein magischer Name. Als Magellan 1520 an den Küsten dieser Insel entlang segelte sah er überall lodernde Feuer. Diese stammten von den Yahgan Indianern, den primitiven Ureinwohnern. Er benannte dieses Gebiet "Tierra del Fuego " - Feuerland. Die südlichste Landmasse der Erde, abgesehen vom ewigen Eis der Antarktis.

Die kleine Fähre bei Puerto Espora bringt uns über die Magellanstrasse. Landschaftlich ändert sich zunächst nicht viel. Unendlich scheinen die Schafweiden der Estancias. Trotz dieser Weite ist es gar nicht so einfach, einen Übernachtungsplatz zu finden. Links und rechts der Schotterstrasse befindet sich fast immer ein Stacheldrahtzaun. Erst vor Rio Grande finden wir ein nettes Plätzchen am Strand. Kurz zuvor hatten wir problemlos die Grenze nach Argentinien passiert. Am folgenden Morgen, wir liegen noch im Bett,  klopft es an unserer Türe. Ein junger Mann steht draußen: "Bitte helft mir, ich bin mit meinem Auto im Sand stecken geblieben". Bei stürmischen Wind gehe ich zu seinem Wagen und erkenne: Da hilft nur noch abschleppen.

Strand vor Rio Grande

Mühelos, ohne selbst einzusanden,  zieht Benito am Bergegurt und wenig später ist das Auto frei. Erfreut bedankt sich der Argentinier und kann zusammen mit seiner Freundin weiterfahren.

Feiertage

Hinter Rio Grande verändert sich die Szenerie. Schneebedeckte Berge, Gletscher und grüne Wälder sorgen für Abwechslung. Nach der Überquerung eines Passes rollen wir abwärts und jetzt liegt sie vor uns: Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Freundlich, kühl und windig am Beagle Kanal gelegen, mit Kreuzfahrtschiffen, vielen Touristen und steilen Strassen. Dies sind unsere ersten Eindrücke dieser subantarktischen Stadt mit 60.000 Einwohnern. Aber auch ein großes Ärgernis erwartet uns: Wegen eines neuen Gesetzes müssen die Tankstellen Diesel an ausländische Fahrzeuge  zum doppelten Preis verkaufen. In Ushuaia ist dies schon flächendeckend durchgesetzt. Wir lassen uns dadurch die gute Stimmung nur kurzzeitig verderben und fahren zum Campingplatz "Pista del Andino", wo sich zwischen Weihnachten und Neujahr viele Fernreisende treffen.

Die folgenden Tage sind geprägt von vielen Gesprächen, Einladungen und Feiern. Wir treffen Bekannte wieder, schließen neue Freundschaften und lernen interessante Leute kennen. Wie den 67-jährigen Münchner Hugo. Bewegt blickt er aus dem Fenster des warm beheizten Aufenthaltraums:

Am Ziel?

Das Motto unser Reise lautet: Von Alaska nach Feuerland. Im August letzten Jahres haben wir Alaska besucht und nun befinden wir uns in Feuerland. Sind wir also am Ziel? Nein, denn wir haben ja ein wenig "geschummelt". Wegen eines technischen Problems haben wir von Mittelamerika (Panama) nach Deutschland verschifft und  unsere Reise knapp ein halbes Jahr später in Argentinien (Buenos Aires) fortgesetzt. Weite Teile Südamerikas haben wir ausgelassen. Aber deren Besuch wollen wir nun nachholen. Peru, Bolivien, Brasilien.  Dieser Reiseabschnitt wird uns nochmals durch die verschiedene Klimabereiche führen. Gemäßigte Zonen, Wüsten, Hochebenen, Vulkane, tropische Regenwälder. Ob wir es diesmal bis zum Äquator schaffen ist unklar, denn im Oktober 2007 planen wir von Buenos Aires aus endgültig nach Deutschland zurückzukehren. Da könnte die Zeit etwas knapp werden.

 "Immer schon war es mein Traum hier am Beagle Kanal zu sein, jetzt ist er wahr geworden."  Mit seiner BMW ist er am südlichsten Punkt seiner Weltumrundung angelangt. Der Rotwein hat sein Heimweh verstärkt. Doch noch gilt es für ihn, Afrika zu durchqueren. Erst dann kann er erstmals seinen neuen Enkel sehen.
Niels und Elina, die jungen belgischen Radfahrer, erzählen, dass es fast unmöglich ist, gegen den patagonischen Wind anzukämpfen: "Immer wieder wurden wir von heftigen Böen einfach von der Fahrbahn geweht". Jeder hat an diesen langen Tagen spannende Geschichten zu erzählen. So richtig dunkel wird es eh nur für eine Stunde. Morgen- und Abenddämmerung gehen beinahe ineinander über.

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In Deutschland herrscht am Wochenende vor Weihnachten Hektik und Panik. Hier läuft alles viel, viel ruhiger ab. Nur wenig Dekoration, ein paar Weihnachtslieder auf spanisch. Gelassen kaufen die Argentinier ihre Weihnachtsgeschenke ein. Aus den Restaurants dringt ein verlockender Duft. Über dem offenen Feuer werden ganze Lämmer  gegrillt. Da können wir nicht widerstehen. Für wenig Geld gibt’s ein Buffet mit Salaten, Kartoffeln und Nudeln. Das Fleisch holen wir direkt beim Grillmeister. Rind, Lamm, Huhn und Würstchen. Da fällt die Entscheidung schwer. Aber man kann ja beliebig oft Nachschlag holen.

Zur Weihnachtsfeier am 24. Dezember treffen sich alle im Gemeinschaftsraum. Natürlich gibt's eine Parilla (Barbecue). Um Mitternacht wird mit Sekt angestoßen und erst jetzt bekommen die Kinder unserer Wirtsfamilie ihre Weihnachtsgeschenke. Vor den Augen der Gäste packen sie diese unter dem Weihnachtsbaum aus.

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Nationalpark Tierra del Fuego

Zwischen Weihnachten und Silvester brauchen wir etwas Ruhe und fahren deshalb in den Nationalpark Tierra del Fuego,der nicht weit von Ushuaia entfernt liegt. Wir sind nicht die Einzigen, die dem Feiertrubel für eine Weile entrinnen wollen. Am kostenlosen Campingplatz parken wir wieder neben einigen Bekannten.
Viel Natur bekommen wir zu sehen und unglaublich viele Kaninchen. Überall hoppeln diese possierlichen Tierchen und lassen das Gras wie englischen Rasen aussehen. Zusammen mit dem aprilhaften Wetter wirken die Häschen ziemlich österlich auf uns. Aber auch ihre Jäger, die Füchse und Greifvögel, sind nicht weit....

Überall possierliche Kaninchen... ...doch die Jäger lauern... ... und lassen nicht viel über.

Eine Bergtour auf den Cerro de Guanaco steht auf dem Programm. Das Sonne scheint als wir durch einen Urwald steil bergauf gehen. Baumstämme liegen kreuz und quer, Zweige ächzen im Wind. An der Baumgrenze verschlechtert sich das Wetter. Es wird dunkel, Hagelkörner prasseln auf uns nieder. Trotzdem überqueren wir ein finster wirkendes Hochmoor. Genau so schnell wie das Unwetter aufgezogen ist, verschwindet es wieder. Am Gipfel ist es hochalpin, obwohl er nicht mal tausend Meter hoch ist. Wir blicken auf Berge, Gletscher und Seen. Die Stadt Ushuaia und der Beagle Kanal liegen uns zu Füßen.

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Nur für zwei Nächte ist der Aufenthalt im Park gestattet, deshalb fahren wir zurück nach Ushuaia, um uns für die Silvesterfeiern zu rüsten.
Unser Ersatzteil (ein kaputter Schalter), das wir vor vier Wochen bei einer Werkstatt in Trelew bestellt hatten, ist tatsächlich beim Mercedes Händler in Ushuaia angekommen! Ohne Zollschwierigkeiten und zu einem äußerst vernünftigen Preis.

Am Ende der Welt

Die Silvesterfeier unterscheidet sich kaum von der an Weihnachten, es gibt gutes Essen und nette Gespräche mit anderen Reisenden. Um Mitternacht hat jeder ein Glas Sekt in der Hand. Gemeinsam stoßen wir auf das neue Jahr an: "Feliz Año Nueve". Doch irgend etwas fehlt? Beim Hinunterblicken auf die Stadt Ushuaia fällt es besonders auf: Keine Rakete steigt in den Himmel, kein Kracher ist zu hören. Wegen der vielen Holzhäuser sind Feuerwerke hier verboten. Im Gemeinschaftraum dagegen steigt die Stimmung. Die Buffettische werden beiseite geräumt und bei lauter Musik füllt sich die improvisierte Tanzfläche. Fröhlich unter Gleichgesinnten fängt das Reisejahr 2007 an.

Silvester Ushuaia

Am Neujahrstag nehmen wir Abschied von vielen netten Leuten. Einige werden wir sicher im weiteren Verlauf der Reise wieder treffen.

Etwas außerhalb von Ushuaia zweigt eine kleine Strasse ab. Sie führt zu den Estancias Haberton und Moat. Hier enden dann wirklich alle Wege, weiter südlich kann man nicht fahren. Dort am Beagle Kanal erleben wir dann doch noch die Einsamkeit am Ende der Welt. Die Luft ist frisch, Regen und Sonne wechseln sich ab. Über den fast waagrecht wachsenden Bäumen spannt sich ein Regenbogen. In dieser traumhaften Atmosphäre schmecken die selbst gesammelten Miesmuscheln doppelt gut. 

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Ab jetzt ändert sich unsere Reiserichtung. Wir fahren nun nördlich, der Sonne entgegen. Unsere letzte Nacht auf Feuerland verbringen wir unweit einer Estancia. Am folgenden Morgen können wir aus nächster Nähe beobachten, wie Gauchos auf Pferden eine Schafherde zusammentreiben. Am kleinen Fluss, wo sich gestern noch Wildgänse und Ibisse aufhielten, warten nun hunderte der blökenden Tiere auf ihre Schur. Ein schöner Abschied von Feuerland!  Noch ein paar Kilometer Fahrt, dann bringt uns die Fähre zurück aufs Festland.