Mankei Tour - noch über ein Jahr...
Nachdem der Entschluss für unser Reise gefasst ist, werden die Planungen werden im März 2004
etwas konkreter: Das Fahrzeug wollen wir in Deutschland verschiffen und wir werden mit dem Flugzeug nachkommen. Der Trip soll uns von Kanada nach Alaska führen. Von dort wollen wir südwärts bis nach Feuerland. Die Reisedauer steigern wir von einem auf zwei Jahre.
An der Volkshochschule besuchen wir einen Spanischkurs für Anfänger
.
Als die beiden schwierigsten Probleme, die wir vor dieser Reise zu lösen haben, sehen wir zum einen den
Autokauf
und zum anderen die Betreuung unseres Hauses.
Der Dollar ist in diesem Frühjahr sehr günstig
zu bekommen, weshalb wir den Entschluss fassen, bereits jetzt einen größeren Betrag für die Reise zu kaufen
. Ein Entschluss im richtigen Moment, denn kurze Zeit verteuert sich der Kurs bereits etwas.
Anfang April versuchen wir unsere BMW- Motorräder über das Internet zu verkaufen
(bei
mobile.de). Obwohl wir zu einen recht moderaten Preis anbieten, meldet sich kaum jemand auf die Anzeigen. Schließlich kann ich mein Motorrad an unseren Freund Hermann verkaufen. Silvas Maschine werden wir erst los, als wir den Preis bis an unsere Schmerzgrenze reduzieren.
Wir lesen viel über Amerika. Neben Büchern und Bildbänden liefert uns das Internet interessante Informationen. Es sind dort viele Reiseberichte von Südamerikareisenden (meist von Schweizern) zu finden.
Einen Monat später im Mai überrascht mich Silvia: „Ich habe heute das Problem mit unserm Haus geklärt!
Der Vater unserer Nachbarin wird es für zwei Jahre hüten. Da er selber kaum Möbel hat, können wir alles im Haus lassen."
Welch ein Glück! Damit scheint eines der schwierigsten Dinge gelöst zu sein.
Welche Versicherungen benötigen wir für unsere Reise?
Die Krankenversicherung ist wohl eine der wichtigsten. Während eine preisgünstige Reisekrankenversicherung (gibt es z. B. beim ADAC) auch für zwei Jahre wohl kein Problem darstellt, ist die Anwartschaft für meine private Krankenversicherung bei der Victoria überraschend teuer. Mit einem Drittel meines jetzigen Beitrags hätte ich nicht gerechnet! Silvias Anwartschaft, sie ist bei der Bayerischen Versicherungskammer, scheint dagegen mit 28 € ein Schnäppchen zu sein.
Recht kurz entschlossen, nur nach einer Sichtprüfung, hatten wir das Fahrzeug auf der "Abenteuer Allrad" in Bad Kissingen vom Wohnkabinenbauer Woelcke gekauft
. Auf eine Probefahrt oder ein KFZ-Gutachten hatten wir verzichtet. Das Fahrzeug war scheckheftgepflegt und evtl. fällige Reparaturen (z. B. neuer Zahnriemen) haben wir in den Verkaufspreis einkalkuliert.
Am 5. Juni 2004, einem verregneten Samstag, holen wir unser noch namenloses Wohnmobil in Heimsheim bei Stuttgart ab. Herr Woelcke erklärt uns alle Geräte und übergibt uns handgezeichnete Schaltpläne. Nach Bezahlung des Restbetrags starte ich das Fahrzeug und rolle aus der Garage. Übermotorisiert ist unser Wohnmobil sicherlich nicht. Besonders fällt dies auf der kurzen Strecke zur Autobahn auf: Fahre ich nicht im optimalen Gang, dann liefert der Motor so gut wie keine Leistung. An der ersten Autobahntankstelle fülle ich an einer LKW Zapfsäule den 200 l Tank halb voll.
An dem für seine Steigung bekannten Aichelberg stelle ich fest, dass ich doch nicht der Langsamste bin. Beladene Schwer-LKW's und ein paar holländische Wohnwagengespannfahrer sind tatsächlich noch etwas lahmer. Trotzdem freunde ich mich allmählich mit dem Gefährt an. Es fährt sich wie ein richtiger LKW und erinnert mich an meine Fernfahrerzeit. Das Radio muß ich bei Tempo 90 beinahe auf volle Lautstärke drehen. An der Elektrik scheint etwas nicht zu funktionieren: Den Drehzahlmesser, die Tank- und Kühlmittelanzeige kann man mit der Instrumentenbeleuchtung stufenlos variieren bzw. abschalten. Ohne Vorfälle erreiche ich München.
Am darauffolgenden Tag fahren wir ein paar Meter raus aus München und fotografieren unser noch leeres Wohnmobil aus allen Winkeln. Alle Luken werden geöffnet und ich klettere auf das Dach. Alles soweit ok. Silvia räumt einige Gegenstände ein, während ich mich etwas mit der Elektrik beschäftige. Als Krönung gibt es den ersten selbstgekochten Kaffee aus der Bordküche. Nur schade, dass das Radio aus unerklärlichen Gründen nicht funktioniert.
Obwohl bisher wirklich alles gut klappte bleibt, vor allem bei Silvia, ein Gefühl der Unsicherheit. Noch haben wir nicht das Vertrauen in unser Fahrzeug, können nicht ausschließen, eine Gurke erwischt zu haben.
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Abholung unseres LT bei Wölcke in Heimsheim
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Erste Besichtigung des eben gekauften Fahrzeugs
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Alljährlich findet in Zellerreit, nahe Wasserburg das Därr Globetrottertreffen statt.
Viele Weltreisende mit ihren Geländefahrzeugen, Allradwohnmobilen und Motorrädern treffen sich dort. Für uns bietet sich hier erstmals die Gelegenheit in unseren "eigenen vier Wänden" zu übernachten. Über Landshut, wo wir meinen Eltern unser Gefährt vorstellen, reisen wir an. Etwas unsicher sind wir schon, vor allem wie die "Experten" auf unser WoMo reagieren. Während der nächsten Tage kommen wir mit vielen Leuten ins Gespräch. Darunter ist ein Münchner, dessen LT-45 mit Wohnkabine wir bereits in Bad Kissingen gesehen haben. Eine Aufschrift "Alemania" weist ihn als Südamerikareisenden aus. Nun treffen wir den Besitzer an, der uns von den Reisen zusammen mit seiner Frau erzählt. Im Moment haben sie gerade eine Südamerikatour wegen
Motorschaden unterbrochen. Insgesamt zeigt er sich über sein Fahrzeug aber zufrieden. Auch unser Mobil haben sie schon beim Woelcke in Bad Kissingen gesehen und glauben, daß wir da nichts Schlechtes gekauft haben. Ähnlich positiv über unser Fahrzeug äußern sich auch die "Freaks vom LT-4x4 Forum". Bei einem von ihnen kaufen wir einen dicken Stapel mit kopierten Werkstatthandbüchern. Außerdem haben wir jetzt die Namen von zwei Werkstätten, die sich mit dem LT gut auskennen.
Die ersten Tage in der Wohnkabine sind vorüber. Ein paar Kleinigkeiten, wie beispielsweise unsere Einstiegsleiter, gilt es noch zu optimieren, aber insgesamt sind wir zufrieden. Das schlechte Wetter hat uns nichts anhaben können. Dank Silvias akribischer Vorbereitung hat es uns an nichts gefehlt (ausser Zahnpasta) und wir konnten alle Einrichtungen ausprobieren.
Unserem Fernweh hat diese Veranstaltung mit den vielen Diavorträgen aber nicht gut getan, denn es ist immer noch ein 3/4 Jahr hin...
Im Sommer 2004 kehrt eine relativ ruhige Phase ein,
da sich nun die erste Aufregung über unser Projekt gelegt hat. Noch besteht kein Termindruck. Wir lesen Reiseberichte aus dem Internet, lernen weiterhin Spanisch. Natürlich optimieren wir auch unser WoMo.
Beim Expeditionsausstatter Därr geben wir eine große Sammelbestellung auf: Rucksäcke, Schlafsäcke, Messer, GPS-Software. Im Internet finden wir eine günstiges Angebot für einen neuen Sony Laptop, den wir für Film, Photos, GPS-Navigation, Internet und Reisedokumentation nutzen wollen.
Mit dem neuen Laptop digitalisieren (MP3) wir alle unserer CD's - das sind immerhin 30 GB an Daten. So können wir uns unterwegs immer passende Musik-CD's brennen.
Mit einer zweiwöchigen Reise an die
französische Atlantikküste erproben wir im September 2004 unser Fahrzeug.
Endlich bekommt unser LT 4x4 einen Namen. Als er sich wieder an einer Steigung im französischen Jura einen Berg hochkämpft, von einem LKW überholt wird, Motor und das Getriebe einen "Jammerton" von sich geben fällt mit spontan der Ausdruck "Jammerl" ein.
Außer seiner Schwäche am Berg erweist sich Jammerl als sehr tapfer und legt die mehr als 3000 KM ohne Probleme zurück. Nur beim Zurückschalten jammert er gelegentlich in einer neuen Tonlage, das werde ich noch überprüfen lassen.
Auch im Wohnbereich unseres Fahrzeugs gibt es keine Probleme. Lediglich kleinere Optimierungen, wie 12V-Steckdosen, Regale und Netze oder eine neue Inneneinteilung unseres Kleiderschranks werden wir vornehmen. Obwohl natürlich in Frankreich unnötig, navigieren wir erfolgreich mit Laptop und GPS.
Nicht zuletzt bestehen auch wir selbst diese Generalprobe. Uns gefällt das Leben auf diesen wenigen Quadratmetern. Etwas traurig über das Ende dieser Fahrt freuen wir uns beide auf das große Abenteuer.