„Pole pole“, „slowly, slowly“ sagt in beruhigendem Ton, William, unser Massaiführer. Dies sollten wir in den nächsten Tagen noch öfter hören.
Früh morgens ums sechs waren wir aufgestanden und hatten unsere Ausrüstung in drei Teile aufgeteilt: Handgepäck für den Rucksack, Dinge wie die Schlafsäcke für die Esel sowie Gegenstände, die wir für die Trekkingtour nicht mitnehmen wollten. Während wir frühstückten und dann die Tagesration Wasser abfüllten, wurden unsere zehn Esel unter dem Blick von William beladen. Wir verabschieden uns von Det und Anneliese, die wir erst am Lake Natron wiedersehen werden. Der Ranger mit dem Schnellfeuergewehr, der uns eigentlich begleiten sollte, fährt mit den beiden mit, da man sich nicht über die Art seiner Rückkehr einigen konnte.
Jetzt marschieren wir in einigem Abstand hinter den Eseln, um nicht soviel Staub abzukriegen. Nach ein paar Metern ist die erste Pause fällig, da die Packstücke auf den Eseln nochmals festgezurrt werden müssen. Die Esel noch nicht ans Gehen gewohnt, wollen lieber Gras fressen und müssen immer wieder zurück in die Karawane getrieben werden. Erst später sollten sie uns etwas voraus sein.
Zunächst marschieren wir einen staubigen Weg bergab, beobachtet von Hirten, die ihre Schafe, Ziegen und Rinder bewachen. Erstaunlich nahe lassen uns auch Zebras und Gnus an sich herankommen, vor sie dann doch flüchten. Plötzlich ist rechts von uns an einem flachen Grashügel Aufregung: Vier Hirtenhunde hetzen hinter einem Schakal her, der um sein Leben rennt und sich nur durch Haken etwas absetzen kann. Doch er hat keine Chance, die Hunde kriegen ihn zu fassen.
Nachdem wir in einer Talsenke eine Wasserstelle passiert hatten, geht es stetig bergauf. Auch wenn wir die Höhe sowie die Nachwirkungen der Erkältung spüren, geht es gut voran. Wind mildert die Strahlung der senkrecht stehenden Sonne. Abends im Camp sollten wir die Sonnenbrände, vor allem an den Händen, bemerken. Die in den Bomas lebenden Menschen animieren mich zu Photos. Die Massais wollen aber als Gegenleistung „Dollars“, deshalb beschränke ich mich auf Aufnahmen mit dem Teleobjektiv.
Dennoch ist es faszinierend, den sehr ursprünglich in Kuhfladenhütten lebenden Massais gegenüberzustehen. Sie sind neugierig, man bemerkt, dass nicht allzu oft Touristen durch ihre Dörfer marschieren. Diese Neugier erleben wir auch Nachmittags wieder, als wir unser Camp auf einer Wiese nicht allzu weit von einer Boma aufschlagen. Gruppen von Massais sitzen oder liegen debattierend um unser Lager und beobachten unser Treiben. Doch auch wir sind fasziniert, was um uns passiert. Esel, mit Brennholz beladen, ziehen auf dem Pfad neben dem Camp vorbei. Ihre dienstfreien Kollegen tragen derweil Rangkämpfe auf den weiten Weiden aus. Als die Sonne tief steht, treiben Kinder alle Haustiere in den
sicheren Dornenkral in der Nähe des Dorfes. Dort nächtigen auch unsere Packesel.
Kaum ist die Sonne hinter dem Berg verschwunden wird es kalt und windig. Nur rund um das Lagerfeuer, einen Tee in der Hand, ist es angenehm. Die Erlebnisse des Tages werden erzählt. Dirk und Ralf haben sich als äußerst angenehme Weggefährten entpuppt, mit denen wir dieses Naturerlebnis teilen können. Im heftigen Wind ist das Feuerholz bald heruntergebrannt und wir gehen ins Zelt, froh einen Daunenschlafsack zu haben.