Mankei Tour - Ecuador
14. Juni 2007 - 07. Juli 2007
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Die Vielfalt Ecuadors
Wo zwischen all den Marktständen, Handkarren und geschäftig umherstreifenden Menschen befindet sich nur der Zoll?
Die Schlepper wissen, dass es hier für Touristen schwierig ist, sich zu orientieren. Durch hektische Fragen und Aufforderungen bringen sie noch mehr Unruhe in das Chaos. Widerstrebend bleibt mir nichts anderes übrig als einen der Helfer zu engagieren,
um das Zollgebäude überhaupt zu finden. Nachdem wir ein paar Kilometer weiter noch die "Immigration" bewältigt haben, sind wir offiziell nach Ecuador eingereist.
Ecuador ist etwa so groß wie die alte Bundesrepublik und weist auf dieser relativ kleinen Fläche eine erstaunliche Vielfalt von Klima- und Landschaftszonen auf. Vom dampfenden Dschungel an der Küste bis zu schneebedeckten Vulkanen im Hochland ist alles anzutreffen. |
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Chaotische Grenze nach Ecuador
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Die grenznahen Tankstellen haben keinen Diesel, denn jeder der nach Peru fährt oder von dort kommt, will hier noch einmal auftanken. Der Grund sind die unglaublich günstigen Preise. Für gerade mal 15 Euro können wir, etwas tiefer im Land, voll tanken. Der Diesel
kostet hier etwas über einen Dollar,
allerdings für die Gallone,
das sind 3,8 Liter.
Auf unserer Route nach Cuenca
bekommen wir innerhalb weniger Stunden einen ersten Eindruck von der Verschiedenartigkeit dieses Landes: Hinter der Grenze fahren wir schwitzend durch riesige Bananenplantagen,
dann steigt die Strasse an und es wird wüstenhaft trocken
. Auf 2000 m Höhe geht ein erster Schauer nieder, der wenig später in Dauerregen
übergeht. |
Vorbereitung fürs Mittagessen
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Wir müssen eine Umleitung fahren, denn die Panamericana ist wegen eines Erdrutsches gesperrt.
Triefend vor Nässe weidet das Fleckvieh auf sattgrünen Weiden.
Unsere erste Station in Ecuador ist Cuenca, eine moderne, saubere und sichere Stadt.
Mit aufgespannten Schirmen streifen wir durch das historische Zentrum und zur Kirche. Dieses Gotteshaus rühmt sich, das größte in Südamerika zu sein und ist auch wirklich beeindruckend
Schon lange nicht mehr haben wir so modernen Geschäfte gesehen, vor allem Silvia genießt es, wieder mal in einem richtigen Supermarkt einzukaufen.
Etwas nördlich von Cuenca, bei Ingapirka,
besuchen wir bedeutende Inkaruinen.
Damit sind wir nun fast an der Nordgrenze des ehemaligen Inkareichs angelangt. Seit Argentinien haben wir viele der steinernen Zeitzeugen besucht. So sehr uns anfangs die lückenlos zusammengefügten Steinblöcke faszinierten, irgendwann ist dann doch alles Wiederholung und löst eher Müdigkeit aus.
Wir fahren die Panamericana nördlich durch das ecuadorianische Hochland. "Diese Route ist aber in gutem Zustand", bemerke ich zu Silvia. Es scheint ein Gesetz zu sein, dass sich solche Aussagen umgehend rächen: Der Teerbelag wird löchrig, verschwindet teils ganz und über viele Kilometer können wir kaum schneller als im Schritttempo fahren.
Cotopaxi
Ecuador ist wegen seiner schneebedeckten Berge und Vulkane bekannt. Den höchsten, den 6310 m hohen Chimborazo
bekommen wir nicht richtig zu sehen, sein Gipfel ist in Wolken gehüllt.
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In Wolken: Der 6310m hohe Chimborazo
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Alter Bahnhof am Fuße des Chimborazo
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Um den Vulkan Cotopaxi
wurde ein Nationalpark errichtet, in dem wir ein paar Tage bleiben wollen. Gleich beim Eingang gibt es ein Besucherzentrum, an dem gerade Bauarbeiten durchgeführt werden. Als ich den Wärter frage, ob denn das Museum geöffnet ist, gibt er eine lateinamerikanische Antwort. "Ja, es ist offen, aber man kann nicht eintreten". Ah ja.
Weiter oben im Park, auf 3000 m Höhe bahnt sich ein tolles Schauspiel an:
Der Nebel löst sich auf und allmählich wird der Blick auf den schnee- und eisbedeckten Gipfel des Cotopaxi frei. Das Wasser der Lagune färbt sich blau und die vielen bunten Blumen leuchten. Wir unternehmen einen Spaziergang und freuen uns, dass das schöne Wetter bis zum Sonnenuntergang anhält. Dann wird es eisig kalt, so dass wir uns lieber ins Wohnmobil zurückziehen.
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Am folgenden Morgen lässt uns dichter Nebel nur wenige Meter weit blicken. Trotzdem fahren wir die steile Schotterstrasse am Vulkan hoch,
die zu einem Parkplatz führt. Der soll uns als Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Refugio (Berghütte) dienen. Immer wieder können wir einen Blick auf den Gipfel erhaschen, doch meist bleibt es wolkig. Schnee liegt auf der Strasse und erschwert das Vorwärtskommen.
Die erste Verwehung überwinden wir nach einigen Anläufen, doch als es hinter der nächsten Spitzkehre mit Tiefschnee weitergeht, kehren wir lieber um. Silvia steigt aus und weist mich trotz Sturm und Schneetreiben ein. Frierend kommt sie ins Führerhaus zurück. Wir fahren ein Stück zurück und parken Benito neben der Strasse. Mit voller Winterbekleidung beginnen wir den Aufstieg zur 4870 m hohen Hütte.
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Refugio am Cotopaxi
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Vor allem auf den letzten Metern kommen wir wegen der dünnen Luft ganz schön außer Atem. Auf der Hütte kommen nach einer Weile schwerbepackte Bergsteiger an, die hier eine letzte Nacht zum Akklimatisieren einlegen. Sehr früh am folgenden Tag, um ein Uhr, werden sie mit dem Gipfelaufstieg beginnen. Froh darüber, nicht dabei zu sein, steigen ab und verlassen wegen des zunehmend schlechten Wetters den Park.
Nach einigen Tagen im kühlen Hochland, zieht es uns nun wieder Richtung Meer. Um dorthin zu gelangen, müssen wir aber erst mal noch höher in die Berge. Wir rollen durch die bäuerlichen Gebiete der Hochlandindios. Ihre Felder an den steilen Berghängen wirken wie Fleckenteppiche. Nach einem Abstecher zum sehenswerten Kratersee bei Quilotoa,
beginnen wir mit dem Abstieg zum Pazifik.
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Relaxen am Pazifik
Die Zeiten, in denen wir fast täglich deutschsprachige Fernreisende trafen sind längst vorbei.
Damals konnten wir gar nicht bei jedem Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen anhalten. Doch jetzt haben wir schon wochenlang niemanden mehr getroffen. Um so mehr freuen uns, dass wir nun an der Pazifikküste eine Verabredung mit alten Bekannten haben. In den Küstenstadt Manta
treffen wir Diane und Johann
wieder.
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Die beiden Holländer mit ihrem DAF-Truck hatten wir zuletzt vor einem halben Jahr in Feuerland getroffen. Zusammen fahren wir zu der außerhalb von Manta liegenden Playa Marianita,
wo wir eine weitere Verabredung haben. Die Salzburger Monika und Fritz
stehen hier mit ihrem Toyota Landcruiser. Diese Beiden hatten wir Weihnachten 2005 an einem Strand in Mexiko kennengelernt. Die Freude über das Wiedersehen ist groß. Ganz klar, dass wir an diesem schönen Strand länger bleiben.
Monika und Fritz gefällt es so gut, dass sie hier ein Grundstück gekauft haben, auf dem demnächst ein Haus stehen wird. "Das ist keineswegs das Ende unserer Reisen, aber wir werden immer wieder hierher zurückkommen". Kein Wunder, die Zwei sind Kitesurfer und hier weht immer ein kräftiger Wind. |
Monika beim Kitesurfen
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Fasziniert und ein wenig neidisch schauen wir zu wie sie, an ihrem Drachen hängend, elegant über das Meer flitzen.
Die Abende gehören der Geselligkeit. Während im Hordentopf das Kesselgulasch simmert, wird so manches Reiseerlebnis wieder lebendig. Unvermeidlich ist natürlich auch die Diskussion über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Expeditionsmobiltypen.
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Kesselgulasch zum Abendessen
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Viel zu schnell vergeht die Zeit an der Playa Marianita, doch wir wollen noch mehr von der ecuadorianischen Küste sehen und fahren nördlich zur Canoa Beach.
Dieser Ort ist vor allem bei Rucksacktouristen sehr beliebt. Hier kann man in der Hängematte liegend den Sonnenuntergang genießen, der besonders stimmungsvoll wirkt, wenn man dazu einen tropischen Cocktail
schlürft. So einen Cocktail gibt es übrigens im Hotel Bambu kostenlos, wenn man einen Sack mit Strandmüll abliefert. Eine gute Idee!
Durch sattes Grün fahren wir an der Küste entlang nordwärts. In einer engen Kurve kommt uns einer der wahnsinnigen Busfahrer auf unserer Spur entgegen.
Wir bremsen und er kann gerade noch rechtzeitig ausweichen. Das größte Risiko in Südamerika ist unserer Meinung nach nicht die Gefahr eines Überfalls, viel gefährlicher sind die rücksichtslos fahrenden LKWs und Busse. Ihre Raserei ist umso unverständlicher, wo es doch sonst so ruhig und gelassen zugeht.
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Bei Punta Prieta
wollen wir bei einem Hotel übernachten. Wir fragen den Besitzer und der freut sich, dass wir kommen. "Wir Camper müssen zusammenhalten". Er besitzt selber ein Wohnmobil, was in Ecuador sehr selten ist. Er schlägt uns vor, unten am Strand zu parken und steigt gleich in unser Fahrzeug, um uns dorthin zu führen. Über den bei Ebbe befahrbaren Strand gelangen wir ans Ende der Bucht.
Hier finden wir alles, was das Camperherz begehrt: Hängematten, Dusche und Toilette, eine Feuerstelle. Diesen Platz haben wir ganz für uns alleine und der nette Mann will kein Geld annehmen.
Am Abend brutzeln unsere Steaks auf dem Grill, der Tisch ist für das Abendessen gedeckt. Da kommt ein Trupp Leute, begleitet vom Hotelbesitzer, auf uns zu.
Sie schleppen eine professionelle Filmkamera
mit sich. Einer der Männer stellt sich vor: "Wir sind ein Filmteam und drehen eine Reportage über den Tourismus in Ecuador. Können wir uns nachher etwas mit Euch unterhalten?". Das Team geht einige Meter weiter, um uns nicht beim Essen zu stören. Während ich nervös mein Steak hinunterwürge, dreht der Kameramann ein paar Szenen mit dem hübschen Model, das vor der untergehenden Sonne auf- und abgeht.
Als wir dann zu den Leuten rübergehen, werden wir nicht, wie befürchtet, vor laufender Kamera auf spanisch interviewt, sondern der Regisseur interessiert sich "nur so" für unsere Reise. Er erzählt seinerseits, dass er hier im Hotel wohnt und Filme für Fluggesellschaften dreht. |
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Die ruhigen Tage an den Stränden neigen sich dem Ende zu. Wir nehmen endgültig Abschied vom Pazifik und kehren über die vielbefahrene Hauptstrasse ins Hochland zurück.
Am Äquator
In Quito, der Hauptstadt Ecuadors,
wollen wir ein paar Tage bleiben. Auf dem Parkplatz des "Hotel Quito" soll man zentrumsnah übernachten können. Doch dies hat sich geändert, wir dürfen nicht bleiben. In der hektischen, verkehrsreichen Großstadt ist es schwer Alternativen zu finden. Als letztes hoffen wir am Flughafen stehen zu können, doch hier ist es viel zu teuer. Entnervt verlassen wir die Stadt wieder und übernachten etwas außerhalb sehr ruhig am Pululahua Crater.
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Nur wenige Kilometer außerhalb von Quito verläuft der Äquator.
Die Gegend um diese Linie hatten wir immer mit Hitze und tropischem Grün in Verbindung gebracht. Statt dessen erlebten wir kaltes Regenwetter und sogar Schnee auf den Bergen. Selbst unten an der Küste waren die Abende manchmal so frisch, dass wir eine Jacke brauchten.
Beim Besuch des Äquatormuseums
knallt immerhin die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Besonders interessant an diesem Museum, sind die dort durchgeführten Experimente:
Wasser wird in ein Becken gegossen, das genau am Nullpunkt aufgestellt wird. Als unsere Führerin den Stöpsel zieht läuft das Wasser ohne Verwirbelung ab. Einen halben Meter weiter auf der Südhalbkugel strudelt das Wasser im Uhrzeigersinn. |
Experimente am Äquator
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Auf der Nordhalbkugel verhält es sich genau entgegengesetzt. Faszinierend! Allerdings können meine Experimente beim täglichen Abspülen dieses Ergebnis nicht bestätigen.
Hier hing die Strudelrichtung in Äquatornähe in erster Linie von der Neigung des Fahrzeugs ab.
Der Äquator war lange Zeit unser Ziel. Als wir uns ihm von der Nordrichtung näherten, mussten wir kurz vorher unsere Reise unterbrechen. Der zweite Anlauf vom Süden war nun erfolgreich. Für uns definieren wir das Erreichen des Äquators als den Beginn der letzten Phase unserer Tour. Von jetzt ab werden wir innerlich die Heimreise antreten. Es ist ein Ritual, dass wir bei Beginn einer Tagesetappe eine typische Musik spielen. Zu Beginn unserer Reise war dies "North to Alaska". Ab heute klingt "Rolling Home" aus Benitos Lautsprechern.
An der Laguna Cuicocha
(3300 m) erwischen wir einen herrlichen Sonnentag. Die weißen Spitzen der Vulkane heben sich gegen den tiefblauen Himmel ab.
Unter uns liegt die Lagune mit den beiden Inseln. Ganz besonders beeindruckend ist die vielfältige Vegetation, vor allem die Blumen. Klar, dass bei dieser Kulisse die fünfstündige Umrundung des Kratersees besonders viel Spaß macht.
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Jeden Samstag verwandelt sich Otavolo aus einer verschlafenen Kleinstadt in einen quirligen Marktplatz
. Dann kommen die Indios aus den Bergen und es werden Lebensmittel und Kleidung gehandelt. Dieses farbenfrohe Ereignis hat sich bei Touristen aus aller Welt herumgesprochen. Die sonst leeren Hotels sind an den Wochenenden überfüllt. Viele der Marktstände bieten daher statt Artikeln des täglichen Lebens Souvenirs für Touristen an. Unsere Befürchtung, dass der Markt von Otavolo eine reine Touristenveranstaltung geworden ist bewahrheitet sich nicht. Auch wenn an manchen Ständen nordamerikanische Indianerfiguren als "typische Kunst" angeboten werden, so gibt es immer noch genügend Ecken, wo gehandelt wird wie eh und je. Dort gefällt es uns besonders gut.
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Bei wieder schlechtem Wetter fahren wir nordwärts. An den grenznahen Tankstellen gibt es keinen Sprit. Ein großes Schild fordert uns auf, bei der Drogenbekämpfung mitzuhelfen und verdächtige Fahrzeuge sofort zu melden. Wir nähern uns der Grenze zu
Kolumbien
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