Mankei Tour - Kolumbien
08. Juli 2007 - 18 Juli 2007
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Transit durch Kolumbien
"Nach Kolumbien? Wie könnt ihr das machen? Das ist doch gefährlich, da herrscht die Drogenmafia und ständig werden Leute entführt oder ermordet!" Tatsächlich hat Kolumbien nicht den besten Ruf und auch auf den Internetseiten des Auswärtigen Amts wird zur Vorsicht geraten. Auf der anderen Seite haben wir viele,
sehr positive Berichte von Kolumbienreisenden erhalten und die Sicherheitslage hat sich in den letzten Jahren deutlich gebessert. Dennoch, ein ganz klein wenig mulmig ist uns dann doch, als wir die Grenze nach Kolumbien, unserem letzten Reiseland, überschreiten.
Gleich in der ersten Stadt, in Ipiales,
wird uns klar, dass wir uns in einem fortschrittlichem Land befinden. Es gibt viele Geldautomaten, moderne Geschäfte und kabelloses Internet. Kolumbien zählt zu den wirtschaftlich stärksten Ländern Lateinamerikas. |
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Markplatz von Ipiales
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Knapp eine Woche bleibt uns Zeit, das Land in Süd- Nordrichtung auf der Panamericana zu durchqueren. Das Ziel ist die Stadt Cartagena
an der Karibikküste,
der Endpunkt unserer Amerikareise. Von dort aus wollen wir nach Europa verschiffen.
An den langen Fahrtagen legen wir etwa 300 - 400 km zurück. Schade, dass wir für die herrliche Berglandschaft nicht mehr Zeit haben!
Im Süden kurven wir um schroffe Berge und tiefeingeschnittene Täler, weiter nördlich durch liebliche Hügellandschaften mit Kaffee- und Bananenplantagen.
Die Route ist abwechslungsreich, immer wieder geht's hinunter ins tropische Tiefland. Dort wird in unendlichen Plantagen Zuckerrohr angebaut. Für den Transport der Pflanzen von den Feldern zu den Raffinerien werden LKWs eingesetzt, die bis zu fünf Anhänger hinter sich herziehen.
Obwohl die Strasse gerade und übersichtlich verläuft, ist es fast unmöglich, diese Monster zu überholen.
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Schwer zu überholen: Lange LKWs mit Zuckerrohr beladen
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Zuckerroherplantager
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Einen sicheren Übernachtungsplatz zu finden, ist meist nicht schwer. Mehrmals stehen wir in einem Schwimmbad, was bei den heißen Temperaturen besonders angenehm ist. Nur die Suche nach der Finca Bambusa, einer Bananenfarm mit Hotel, bleibt erfolglos. Trotz GPS-Koordinaten können wir die Zufahrt nicht finden. Wir fragen etliche Leute auf der Strasse, doch niemand kennt sie. Ein Farmer, der gerade mit seinem Pickup die Farm verlassen will, bietet uns an: "Warum übernachtet ihr nicht bei mir?" Dankend nehmen wir an und parken bald darauf vor dem Wohnhaus zwischen gackernden Hühnern.
"Fühlt euch wie zu Hause" verabschiedet sich der gastfreundliche Mann, der seinen Hauptwohnsitz in der nächsten Stadt hat. Als wir am nächsten Morgen aufbrechen wollen, hat der Vorarbeiter zwei Säcke mit Mandarinen und Maracujas für uns bereitgestellt .
Viel zu viel! Als wir nur ein paar Früchte mitnehmen, ist er fast beleidigt. Diese Freundlichkeit der Menschen ist typisch für das Landesinnere von Kolumbien.
Überall werden wir zuvorkommend behandelt und die Leute interessieren sich wirklich für unsere Herkunft und unsere Reise. Ausländischer Tourismus in Kolumbien, das ist eben noch nicht so üblich!
Problemlos durchqueren wir die Großstadt Medellin
und fahren dann letztmals bis auf fast 3000 m hoch in die Berge. Viele LKWs benutzen ebenfalls diese Hauptverkehrsachse des Landes. Das Überholen
ist oft schwierig, weil die Strasse sehr kurvig ist. Die kolumbianischen LKW-Fahrer sind da deutlich optimistischer
und überholen oft auch an vollkommen unübersichtlichen Stellen. Wer ist wohl gefährlicher, die Guerillas oder die Fahrer hier?
Dann geht es hinab ins Flachland. Unmittelbar neben der Fernstrasse wohnen arme, bettelnde Leute in Behausungen aus Plastik, über deren Herkunft wir rätseln. Allein diesen Lärm und Gestank zu ertragen muss furchtbar sein!
Die Anden, seit vielen, vielen Tausend Kilometern unser Begleiter liegen endgültig hinter uns.
Wir sind im heißen, feuchten Tiefland. Tagsüber, wenn die Sonne scheint, zeigt das Thermometer 36° im Schatten. Nachts kühlt es auf 28° ab und auch kräftige Gewitter bringen nur kurzfristig ein wenig Erleichterung.
In Tolu,
einem Badeort an der Karibikküste, legen wir einen Rasttag ein. Es gibt dort mehrere Campingplätze. Über das Tor des ersten Platzes hängt eine Elektroleitung. Problemlos hätte sie der Besitzer hochhalten können, doch er will nicht. Mit einem Achselzucken schickt er uns zum Nachbarn. Dort können wir zwar bleiben, doch auch der ältere Herr strahlt wenig Freundlichkeit aus. Welch ein krasser Gegensatz zu den Leuten im Landesinneren!
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Dann beginnt der letzte Fahrtag.
150 km fehlen noch bis Cartagena, unserem Verschiffungshafen. Zig-Tausende Kilometer sind wir zwischen Mexiko und Argentinien unterwegs gewesen und von Polizei, Militär oder Zoll IMMER korrekt behandelt worden. Doch fünfzig Kilometer vor Cartagena passiert es auch uns: Eine Polizist fordert die Papiere.
"Sie sind ohne Licht gefahren". Ich entschuldige mich und schalte es gleich ein.
"Das kostet aber eine Strafe". Leider hilft es nicht, dass ich mich dumm stelle. Ich muss aussteigen und mit dem Beamten in ein Gebäude gehen.
"Normalerweise müssen sie die Strafe in Cartagena bezahlen, aber es gibt die Möglichkeit sie auch hier zu begleichen".
"Nein ,Nein, kein Problem ich bezahle sie in Cartagena, da muss ich eh hin", erwidere ich freundlich und bestimmt.
Der Polizist klärt mich nochmals auf, dass wirklich besser und auch günstiger wäre, gleich direkt bei ihm zu zahlen. Aber ich bleibe stur.
"Diesmal bezahlen Sie ausnahmsweise gar nichts" meint er abschließend und gibt mir die Papiere zurück.
"Vielen Dank!". Ich steige ins Auto und fahre schnell weiter.
Cartagena
Es ist nicht schwierig das Hotel "Bellavista" am Strand von Cartagena
zu finden. Dort beziehen wir ein Zimmer und parken unser Fahrzeug im Hof neben dem Toyota von Mercedes und Norbert.
Über Email hatten wir festgestellt, dass sie auf demselben Schiff wie wir zurückfahren. In Feuerland hatten wir uns schon persönlich kennen gelernt und zwei gemeinsame Abende verbracht.
Mittags treffen wir die Beiden in der Cafeteria und der Rest des Tages vergeht mit Erzählungen, die auch am Abend, als wir im Innenhof des Hotels zusammensitzen, nicht enden wollen.
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Parkplatz beim Hotel
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Tropischer Regenschauerr
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Die erste Nacht im Hotelzimmer ist unruhig, wir sind die fremde Umgebung noch nicht gewohnt. Am folgenden Sonntagmorgen gehen wir zu Fuß und schon bald schweißgebadet ins Zentrum. Cartagena gilt als eine der schönsten Städte Südamerikas und wurde zum Weltkulturerbe ernannt.
Uns gefällt die Karibikstadt mit den bunten Häuserfassaden gut, aber bei diesen sitzen wir am liebsten im schattigen Park und lassen uns von den fliegenden Straßenhändlern kaltes Cola oder Wasser bringen.
Eine Woche vor unserem Verschiffungstermin zurück nach Europa beginnen wir, zusammen mit Mercedes und Norbert, die Ausreiseformalitäten zu erledigen.
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Wegen eines Feiertages vor dem Wochenende müssen wir unsere Fahrzeuge bereits vier Tage vor dem Ablegen des Schiffes abgeben und fahren deshalb zum Hafengelände.
Neben uns im Fahrzeug sitzt ein kleiner, etwas nervös wirkender Kolumbianer. Er ist unser Führer, der bei der Zollabwicklung helfen wird. Erste Zweifel an seiner Qualifikation tauchen auf, als er uns zu einem falschen Teil des Hafens lotsen will. Auch später, bei den zugegeben verwirrenden Formalitäten, bringt er uns nicht wirklich weiter. Zwar rennt er hektisch von Schalter zu Schalter, doch meist kommt er mit unklaren Informationen zurück. Am Ende sieht er selbst ein, dass er keine große Hilfe war und ist auch mit der Hälfe des vereinbarten Honorars zufrieden. Nach fast sieben Stunden Papierkram und Warten können wir unsere Fahrzeuge im Sicherheitsbereich des Hafens parken
und mit dem Taxi zum Hotel zurückkehren. |
Er ist keine große Hilfe bei der Zollabwicklung
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Gleich gegenüber unseres Hotels, auf der anderen Straßenseite, holen Fischer ihr Netz ein.
Ein Dutzend Männer zieht gelassen an den endlos scheinenden Leinen. Dass wir nur wenige Meter hinter ihnen auf einem Felsen sitzen, stört sie nicht. Nach einer Weile ist es deutlich: Der Fang ist diesmal mehr als bescheiden. Die wenigen bunten Korallenfische werden gleich an Ort und Stelle verkauft. Zusammen mit den enttäuschten Kaufinteressenten ziehen auch wir ab. Bei derartigen Beobachtungen mischt sich immer wieder der Gedanke ein: Bald wird als dies der Vergangenheit angehören.
Doch gerade deswegen wirken die Eindrücke noch intensiver. Der Zauberer, der mitten auf der Strasse seine Bierflasche im Hut verschwinden lässt, die warmen Abende in der romantisch beleuchteten Innenstadt, das Abschiedsessen am festlich gedeckten Tisch. All dies hat eine besondere Bedeutung. |
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Bald Vergangenheit für uns: Fischer in Cartagena
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Mercedes und Norbert, die mittlerweile gute Freunde geworden sind, fühlen genauso. Bei den gemeinsamen Runden unter dem Baum im Innenhof des Hotels wird die Reisevergangenheit noch einmal lebendig. Doch immer häufiger sprechen wir über die nahe Zukunft: Wie werden wir in Europa leben und arbeiten?
Am Abreisetag
gilt es noch einige Formalitäten zu erledigen, bevor uns ein Taxi zum Hafen bringt. Nach vier Stunden Wartezeit in der klimatisierten Kantine werden wir zu den Fahrzeugen vorgelassen und können anschließend zum Kai fahren. Hier sehen wir erstmals die "Horncliff
". Dieser Bananendampfer wird für die kommenden drei Wochen unsere Heimat sein.
Über die Gangway betreten wir das Schiff und werden vom Chefsteward begrüßt, der uns die Kabinen zeigt. Bis zum Ablegen des Schiffes bleiben noch einige Stunden. An die Reling gelehnt beobachten wir fasziniert, wie ein Kran Container um Container an Bord hievt. Nach Einbruch der Dunkelheit treffen wir uns mit Mercedes und Norbert am Oberdeck des Schiffes. Vor der Kulisse eines noch leicht rötlichen Himmels und den funkelnden Lichtern von Cartagena stoßen wir einem Glas Sekt auf die erfolgreiche Verschiffung und den Abschied von Südamerika an.
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Am Kai vor der Horncliff
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Container um Container wird an Bord gehievt
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Abschied von Südamerika
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Nachdem wir die Wohnmobile in den Laderaum des Schiffes gefahren haben, begeben wir uns müde in die Betten. Irgendwann in der Nacht wache ich auf und spüre ein leichtes Schaukeln. Das Schiff hat abgelegt, unsere
Heimreise soeben begonnen! |
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