Äthiopien ist ein etwas anstrengendes, aber absolut lohnendes und faszinierendes Reiseland. Die vielen (manchmal auch lästigen) Menschen, die überall unterwegs sind, machen es schier unmöglich frei zu übernachten ohne eine Traube Neugieriger um sich zu haben. Darauf haben wir uns eingestellt und bei Hotels oder in Nationalparks übernachtet.
In den Städten konnten wir uns unbelästigt bewegen und hatten oft Begegnungen mit freundlichen und interessierten Leuten.
Die Landschaft im Norden ist etwas ganz Besonderes und im Süden kann man einige der wenigen noch ursprünglich lebenden Menschen finden.
Das gute Essen in den Lokalen und die eher bescheidenen Einkaufsmöglichkeiten ließen die Küche in Benito oft kalt bleiben.
Das Visum bekommt man unkompliziert innerhalb einer Woche bei der Botschaft in Berlin, es sind mehrere zur Auswahl. Die Gültigkeitsdauer beginnt mit Ausstellung, nicht erst bei der Einreise!!! Man kann wohl aber auch was anderes aushandeln. Wir haben 3 Monate beantragt und bekommen.
Außerdem gibt es das Visum wohl in Khartoum, aber nur sehr schwierig in Kenia.
Die Einreise bei Metema war problemlos. Man wollte unseren Impfausweis mit der Gelbfieberimpfung sehen und hat Fieber gemessen. Dann Eintrag in ein großes Buch (Hoteladresse in Äthiopien bereithalten) auf der rechten Seite und Carnet stempeln und Zolldokument fürs Fahrzeug ausfüllen auf der anderen. Alles sehr relaxed. Lt. Berichten hat man inzwischen auf ganz moderne Computer umgestellt.
Achtung: Man muss für das Fahrzeug den Grenzübergang angeben, an dem man ausreisen möchte.
Nach 1 Stunde sind wir fertig, nach einer Versicherung hat keiner gefragt.
Das Fahrzeug darf 3 Monate im Land bleiben (Verhandlungssuche) und wird nicht in den Pass gestempelt.
Auf der äthiopischen Seite kann man die restlichen Pfund zu einem guten Kurs in Birr tauschen.
Zur Ausreise fährt man in Omorate zum Zoll, dort werden Pass und Carnet ausgestempelt.
Im Norden sind viele Leute auf der Straße unterwegs und es gibt kaum unbesiedelte Gebiete.
Die Kinder schreien Jujuju (anscheinend you, you, you) und winken und wollen Geld oder sonstige Geschenke, aber nicht so schlimm wie befürchtet. Die Erwachsenen winken meist freundlich zurück. Steine wurden nicht nach uns geworfen.
In den Städten konnten wir uns meist unbehelligt auf der Straße bewegen.
Freundliche Begrüßungen sind häufiger als Betteleien, die auch oft gar nicht so ernst gemeint sind.
Wir haben aber auch gar nicht versucht, irgendwo frei zu übernachten und sind auch meist von einem Ort zum anderen gefahren ohne groß anzuhalten.
Englisch ist recht weit verbreitet.
Das Problem mit den Äthiopiern ist aber, dass jeder versucht, so viel Geld wie möglich aus den Faranj (so heißen die Weißen hier) herauszuholen. Man muss bei allem nach dem Preis fragen und selbst der offizielle Guide in Axum versucht noch beim Taxi etwas dazuzuverdienen.
Die Speisekarten auf englisch haben oft andere Preise als die in amhari, wenn man aber nach dem ‚habesha‘-Preis fragt, bekommt man diesen oft auch.
Die Eintrittpreise für Touristen sind unverhältnismäßig hoch (100 Birr = 4,80€ p.P. für eine Kirche, 50$ für die Kirchen in Lalibela).
Die Teer-Straßen sind meist sehr gut, wenn auch kurvig und bergauf, bergab. Die Pisten bisher meist gut zu befahren, bei Regen aber problematisch. Der Norden ist landschaftlich grandios.
Die Nationalparks sind nicht wirklich welche. Dafür gibt es zu viele Haustiere und Menschen und zu wenig Wild. Sie sind allerdings landschaftlich schön und der Eintritt ist mit 200.- Birr pro Tag für 2 Personen und Fahrzeug ok. Die teilweise obligatorischen Scouts sprechen kaum englisch und sind im Auto mitzuführen und zu verpflegen. Sie sind mit einem Gewehr bewaffnet, wovor Sie einen schützen sollen wird aber nicht klar.
Im Simien Nationalpark mussten wir einen Scout nehmen (150.- Birr pro Tag), den Guide (300.- Birr) konnten wir wegdiskutieren. Eigentlich wollten wir eine 3-Tageswanderung von Sankober mit dem Muli aus machen, wegen Erkältung haben wir von Sankober und Chennek aus Tageswanderungen gemacht. Das Muli (trägt 40kg) kann man in Sankober buchen. Komplette Touren von Gondar aus gibt es ab 250.-$ p.P.
Wir hätten es selber organisiert und hatten einen Jungen aus Gondar dabei (Girma: girmayeshanew@gmail.com), der uns übersetzt hat und auch beim Einkauf in Gondar hilfreich war.
Der Awash Park liegt günstig auf der Strecke nach Harar, das Camp ist schön gelegen, der Wasserfall mit Krokodilen ganz nett, es gibt zwischen den Kühen, Kamelen und Ziegen auch vereinzelt Oryxe und Warzenschweine zu sehen. Es ist kein Scout notwendig.
Der Parkteil des Bale Mountains NP bei Dinsho besticht durch einen schönen Platz zum campen mit vielen Tieren. Dieser Teil ist aber recht klein und zum Plateau ist es ziemlich weit. Das Camp dort ist in der Regenzeit geschlossen, bei uns war es sehr windig. Die Fahrt auf den Berg war wegen der Aussicht und dem möglicherweise höchsten befahrbaren Punkt Afrikas? (4375m) toll. Es ist kein Scout vorgeschrieben.
Durch den Mago NP fährt man durch um zu den Mursidörfern zu kommen. Hier verlangt man den doppelten Eintrittspreis und man muss einen Scout mitnehmen. Tiere sind keine zu sehen.
Wir haben nicht frei übernachtet, da das hier ziemlich schlecht möglich ist, da einfach zu viele Leute unterwegs sind. Es gibt Hotels, bei denen man mehr oder weniger schön parken und die Toilette und Dusche benutzen kann (kostet 5-10€ pro Nacht).
OSM ist bisher bestens gepflegt und die Hotels zum Parken teilweise als inofficial campsite eingezeichnet.
Wie der ioverlander.com gepflegt ist, können wir nicht sagen, da wir ihn da noch nicht benutzt haben.
Alle Infos zu Übernachtungsplätzen, POIs und gefahrener Strecke für die gesamte Etappe ‚Nordostafrika‘ findet ihr hier.
Wir haben den Iwanowski-Reiseführer und einen etwas älteren Reise-Knowhow. Den Iwanowski halte ich für Individualreisende besser.
Es gibt ausreichend Geldautomaten, z. B. in der ersten Stadt nach der Grenze Sudan oder in Gondar.
In den Städten wie Gondar gibt es kleine Supermärkte, deren Angebot ist aber ziemlich übersichtlich und teuer (auch einfache Sachen wie Nudeln oder Öl), also am besten in den Emiraten oder Kenia einkaufen.
Milchprodukte sind schwer zu kriegen (außer Trockenmilch), selbst Margarine gibt es selten. Besser aus dem Sudan/Kenia mitbringen.
An Obst gibt es im April/Mai im Norden nur Bananen und Mango, sonst noch Papaya. Gemüse beschränkt sich meist auf Tomaten, Zwiebel, Kartoffel, vielleicht noch Kraut und Karotten. Selbst Eier sind nicht so einfach zu kriegen, man muss danach fragen.
Das Brot ist gut und preiswert, ebenso Rindfleisch, das aber sehr zäh sein kann. Huhn ist teuer.
Essen gehen ist wiederum sehr günstig (insbesondere im Verhältnis zu den Lebensmittelpreisen) und gut, für 5-10 Euro können sich 2 Leute satt essen und 2 Bier dazu trinken.
Das Injeera (ein Sauerteigfladen aus dem hier wachsenden Teff-Getreide) schmeckt uns. Besonders gut ist ‚Bayena‘, da ist der Fladen mit verschiedenen Sachen wie Gemüse belegt. Bei ‚Tibbs‘ bekommt man nur Fleisch drauf, bei ‚Shiro‘ eine Soße aus Kichererbsen mit Gewürzen. In günstigen Lokalen bekommt man eine Injeera für 20-30 Birr für einen Hungrigen oder 2 nicht so Hungrige.
Ausgesprochen gut (vor allem im Verhältnis zum Angebot in den Läden) sind die Säfte in den speziellen Läden. Für 20 Birr bekommt man einen tollen Frucht-Smoothie in verschiedenen Geschmacksrichtungen geschichtet.
Diesel gibt es ausreichend und er kostet ca. 0,75€. Damit ist er teurer als im Sudan und ähnlich wie in Kenia.
Gasflaschen sind selten, wir haben nicht befüllt.
Waschen lassen ist relativ teuer und Verhandlungssache. Erstaunlich bei Tagesverdiensten von 150.- Birr.
Entsorgt haben wir in den Toiletten bei den Hotels oder mal schnell an der Passstraße oder in den Busch (nicht einfach, es wächst sofort jemand aus dem Boden, wenn man anhält).
Es gibt nur ETC als Anbieter. Die SIM-Karte ist kostenlos, aber das Internet ist relativ teuer, da nach MB abgerechnet wird (anscheinend keine Flatrate möglich). Die Geschwindigkeit und Verfügbarkeit ist unterschiedlich und wechselt auch an einem Ort sehr. Telefonieren geht meist, aber auch nicht immer. Im Süden und Osten waren Telefon und Internet ziemlich bescheiden, im Norden besser.
Die Aldi-Karte kann angerufen werden, aber man kann nicht telefonieren. Die Abdeckung ist wie bei der einheimischen Karte.
WLAN gibt es in den Hotels, ist aber sehr unterschiedlich schnell (gut im Tukul-Hotel in Lalibela).
Die Kleidung ist wieder ziemlich normal gegenüber den Islamischen Ländern. Männer tragen allerdings immer lange Hose und die Frauen meist die Schultern und eigentlich immer die Knie bedeckt.
Die Naturvölker im Süden (wie die Konso) haben inzwischen auch westliche Sachen an, nur in Turmi auf dem Markt und bei den Mursi gab es noch ursprüngliche Kleidung.
Zeitraum:
April - Juni 2015
Stand:
Juni 2015 1€ = 22 Birr
Fortbewegung:
Wohnmobil
Wikipedia:
Äthiopien
Lake Turkana: Ergänzende Infos zu unseren Berichten und den üblichen Reiseführern.
Alle Infos zu Übernachtungsplätzen, POIs, gefahrener Strecke und Wanderungen für die gesamte Etappe ‚Afrika Nordost‘: Sudan, Äthiopien, Kenia.
Abenteuerliche Strecke entlang des Lake Turkana nach Kenia. Der Horror-Highway A1. Radeln im Hells Gate NP. Von der Jungle Junction nach Stocking.
Paviane in Arba Minch. Naturvölker: In einem Dorf der Konso, Camping bei den Mursi, auf dem Hamer Markt.
In dieser Etappe reisen wir vom Sudan nach Äthiopien. Fast drei Monate erkunden wir das das vielseitige Land, bevor wir über die abenteuerliche Turkanaroute Kenia erreichen.
Den Turkana-Sees entlang fahren wir über abenteuerliche Pisten. In Kenia überqueren wir den Äquator und haben erste Berührung mit der afrikanischen Tierwelt.
Wir besuchen die Völker im Süden Äthiopiens. Auf den Märkten und in den Dörfern treffen wir Konso, Mursi, Ari und Hamer.
Nach einem Aufenthalt in Addis Abeba und fahren über den Awash NP nach Osten in die Stadt Harar. ein weiterer Abstecher führt in den Bale Mountains NP.
Von Bahar Dar nach Addis Abeba. Der Nationalpark Awash. Äthiopische Gefahren. Beim Hyena-Man in Harar. Wölfe in den Bale Mountains.
Wandern in den Simien Mountains. Die Stelen von Axum. Besuch eines ursprünglichen Dorfes. Einladung in Adigrat. Globetrotter in Lalibela.
Wandern in den Simien Mountains. Spektakuläre Pisten. Die Stelen von Axum. Abenteuerliche Wanderung zu Felsenkirchen. Lalibela, das kulturelle Highlight.
Khartoum: Bei den Sufi-Tänzern und Besichtigungen. Von der Wüste in die Berge. Urlaub am See. Eine sehr schöne Rundkirche.
Rückflug in den Sudan. Ist Benito noch da? Besichtigung von Khartoum. Weiterfahrt nach Äthiopien in die Stadt Gondar. Relaxen unter dem großen Feigenbaum.
Vom Sudan reisen wir ins Äthiopische Hochland. Fast drei Monate erkunden wir das das vielseitige Land. Über den Turkanasee fahren wir nach Kenia. Die Etappe endet in Nairobi, wo wir unseren Benito abstellen.