14.01.2011 - 09.02.2011
Nach einem vierwöchigen Aufenthalt im winterlichen Deutschland kehren wir zurück nach Torremolinos in Spanien, wo wir unser Wohnmobil unversehrt vorfinden. Bei frühlingshaften Temperaturen verbringen wir ein paar Tage an der Küste und treffen unsere Freunde Isolde und Karl-Heinz nochmal.
Der Lidl-Parkplatz in Algeciras ist der Treffpunkt der Marokkofahrer. Dort kann man übernachten, Vorräte bunkern, bei Carlos günstige Fährtickets kaufen und zum Hafen ist es auch nicht weit. Hunderte von französischen, meist nagelneuen Wohnmobilen parken hier und auf den umliegenden Supermarktparkplätzen.
>>Ist denn in Marokko auch so viel los?<<
frage ich einen deutschen Heimkehrer.
>>Ja, wie die Heuschrecken fallen jetzt die französischen Rentner ein, gut dass wir auf der Rückreise sind<<
entgegnet er.
In nur einer dreiviertel Stunde bringt uns die Schnellfähre bei stürmischer See von Algeciras in die spanische Enklave Ceuta. Afrika empfängt uns mit kühlem Nieselwetter. Wir begeben uns direkt zur marokkanischen Grenze, wo die Abfertigung erfreulich unkompliziert erfolgt. Für unsere nicht unerheblichen Wein- und Biervorräte interessiert sich niemand.
Erste Station ist der Campingplatz in Martil, wo es uns nicht überrascht, dass dieser voll mit französichen Wohnmobilen ist. Ansonsten wirkt der Sommer-Ferienort ziemlich leer. Als wir aber die Seepromenade verlassen, gelangen zu einem kleinen Souk und tauchen in eine andere Welt ab: Zahllose kleine Gemüse-, Fleisch- und Fischstände sind in verzweigten Gassen aufgebaut. Gackernde Hühner werden vor den Augen der Kunden geschlachtet. Solch einen Flair hätten wir so nahe der Feriensiedlung nicht erwartet!
Um dem kühlen und feuchten Wetter zu entfliehen, reisen wir zügig in Richtung Süden. Erst auf der Rückreise, bei (hoffentlich) angenehmeren Temperaturen, werden wir uns den Norden genauer ansehen.
Auf gut ausgebauten Autobahnen gelangen wir über das idyllische Moulay Bousselham recht zügig nach Essaouria, einer Hafenstadt am Atlantik.
Auf Anhieb bezaubert uns die orientalische Atmosphäre, welche das kleine Essaouria ausstrahlt. Bettler, fliegende Händler, Lastenträger mit Handkarren. In winzigen Räumen, inmitten enger Gassen arbeiten die Handwerker wie seit Jahrhunderten und lassen sich von den neugierigen Touristen kaum stören. Nur fotografiert werden, das will hier niemand. Gerne dürfen wir die Fische des Händlers ablichten, er selbst will jedoch nicht auf dem Foto sein. Das Fotografenherz blutet manchmal angesichts der vielen Motive. In einem der vielen Lokale bestellen wir uns Tajine. Das ist ein im Lehmtopf zubereitetes Gericht mit viel Gemüse und Fleisch oder Fisch. Alles schmeckt sehr lecker. Doch beim Bezahlen versucht der Wirt uns gleich dreifach übers Ohr zu hauen. Zu spät bemerken wir, dass die Rechnung überhöht ist und der berechnete Service nicht gerechtfertigt war. Immerhin, das zu wenig zurückgegebene Wechselgeld können wir noch reklamieren. Vor den weißen Stadtmauern von Essaouira liegen die Fischerboote im Hafen. Sie konnten heute nicht auslaufen, da der Wind zu heftig bläst. Deshalb werden nun Netze geflickt, Motoren überholt oder einfach nur geratscht.
Nach drei Tagen ziehen wir, zusammen mit der Rentnerkaravane, weiter südlich. Immer wieder bieten sich szenische Ausblicke auf den tosenden Atlantik. Wegen des stürmisch, gewittrigen Wetters häufig mit Regenbogen.
Die Gegend um Agadir ist eines der Hauptziele (jedoch nicht das Einzige) der französischen Wohnmobilrentner. Auf mehreren Campingplätzen finden tausende „Hymermobile“ bzw. „Rapidos“ Platz. Auf einem der großen Platz wollen wir heute eine Nacht verbringen. Nach der Registrierung müssen wir warten, bis uns der Einweiser mit dem Fahrrad unsere Parzelle zuteilt. Die ist so klein, dass wir Benito nur schräg einparken können. Zum draußen sitzen wäre da kaum Platz, wir haben auch keine Lust dazu. Obwohl der Campingplatz nahezu voll belegt ist, sieht man erstaunlich wenig von den Rentnern. Die meisten sitzen wohl in den komfortablen WoMos und schauen Satellitenfernsehen. Nur ab und zu muss das Hündchen ausgeführt werden oder die Chemietoilette bedarf der Entleerung. Wir nutzen diesen Platz zum Wäsche waschen und füllen unseren Wassertank auf. Am nächsten Morgen sind wir froh, dieser Enge zu entkommen und ziehen weiter in Richtung Süden.
Doch auch bei Sidi Ifni, ebenfalls am Atlantik gelegen, ist der Spuk noch nicht zu Ende. Die Stellplätze sind bis zum Bersten gefüllt. Also weiter, in Richtung Süden, immer auf der Suche nach der hymerfreien Zone.
Die schon seit Agadir recht spärliche Vegetation ist weiter zurückgewichen. Es wachsen noch einige Kameldornbüsche und Kakteen. Der weite Sandstrand geht in eine mit Dünen durchsetzte Steinwüste über. Heftig weht der Nordwind Sand auf die ausgefranste Teerstraße, so dass Vorsicht angebracht ist. Einige französiche Wohnmobile sind schon noch unterwegs, doch die Lage hat sich deutlich entspannt.
Wir sind nun in der Westsahara, dem umstrittenen Gebiet, welches von Marokko annektiert ist. Früher kämpfte hier die Polisario um Unabhängigkeit, doch heute kann man relativ frei reisen. Es gibt einige Polizeiposten, bei denen auch Touristen kontrolliert werden. Auch kann man die Hauptstraße nicht überall verlassen. Dies verboten und außerdem besteht in einigen Gebieten die Gefahr, dass man auf Minen tritt.
Südlich von TanTan besuchen wir den Nationalpark „Knifiss Lagune“. Auf den ersten Blick wirkt hier alles sehr idyllisch. In der türkisgrünen Lagune tummeln sich Flamingos und andere Wasservögel, am Horizont erstreckt sich ein weites Sanddünenfeld. Bei genauerem Hinsehen fragt man sich jedoch, wodurch die Bezeichnung Nationalpark gerechtfertigt ist. Auf den kargen Böden fressen Ziegen die wenigen Halme, Fischerboote liegen zum Auslaufen bereit und der Müll wird, falls nicht vom Winde verweht, einfach verbrannt, es wird Salz abgebaut. Egal, wir sehen eben nicht so genau hin und unternehmen einen ausgedehnten Strandspaziergang.
Weiter geht es in Richtung Laayoune. Vorher biegen von der Hauptstraße ab und campen auf dem Platz des Belgiers Luc. Hier haben wir einen herrlichen Ausblick auf einen Salzsee und genießen die Stille der Wüste. Noch einsamer und ein wenig abenteuerlich wird es, als wir die Piste weiter zu den Sanddünen fahren. Ein paar Kamele, ein trillender Vogel und schwarze Käfer sind die einzigen Lebewesen, die wir hier zu Gesicht bekommen. Wir testen unsere Geländefähigkeit an einer kleinen Düne und sanden prompt ein, so dass wir uns frei schaufeln müssen. Erneut erleben wir, wie unglaublich viel ein reduzierter Luftdruck im Sand bewirkt.
Bei Laayoune biegen wir ins Landesinnere nach Smara ab, wo wir den südlichsten Punkt unserer Winterreise erreichen. Die Straße führt im Bogen zurück an die Küste nach TanTan. Hier gibt es Wüste und Einsamkeit pur, nur selten kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Wir nächtigen einfach etwas abseits der Straße. Nomaden begrüßen uns per Handschlag und ziehen sich dann diskret zurück. Erstmals in Marokko können wir draußen zu Abend essen. Später, bei völliger Dunkelheit, steht ein funkelnder Sternenhimmel über der Sahara.
Der Polizist am Kontrollpunkt zurück ins „Kernland“ Marokkos wirkt sehr zufrieden. Überaus freundlich kontrolliert er unsere Papiere und wünscht uns eine gute Fahrt. Profitiert er etwa davon, dass er ein Auge zudrückt und nicht sieht, was unweit geschieht?
In der Westsahara ist der Treibstoff subventioniert. Ein Liter Diesel kostet hier unter 50 € Cent, das sind 25 Cent weniger als im übrigen Marokko. Aus dieser Tatsache hat sich ein lukratives Geschäft entwickelt: Treibstoffschmuggel. Während Tanklastzüge aus dem Norden die Tankstellen beliefern, holen ihn andere LKW im großen Stil wieder ab. Aus mehreren Zapfsäulen gleichzeitig werden die Fässer auf den Ladeflächen der LKWs befüllt. An diesen Tankstellen in Grenznähe ist man deshalb an normalen Kunden wie uns kaum interessiert. Erst an der dritten Tankstelle erbarmt sich dann doch jemand, uns zu betanken.
Die Runde durch die südlichen Sahara hat uns sehr gut gefallen, nun sind wir zurück auf der Hauptstraße und fahren ein Stück bereits bekannter Strecke. Bei Guelmim biegen wir nochmals zur Plage Blanche ab, einem schönen Strand mit freien Stellmöglichkeiten. Bereits auf der Herfahrt haben wir hier ein paar angenehme Tage verbracht. Diesmal haben wir mit Rainer, einem ehemaligen Arbeitskollegen, ein Treffen per SMS vereinbart. Er reist mit Frau Anja und Töchterchen Katharina ein paar Wochen im Wohnmobil durch Marokko. Zusammen verbringen wir ein paar nette Tage, grillen Kamelfleisch und lassen es uns bei Bier und Rotwein gut gehen. Am Ende bin ich gut informiert, was sich in meiner ehemaligen Arbeitsstelle alles getan hat.
Auf der anderen Seite des Flusses taucht ein lila Fahrzeug auf. Im Fernglas bestätigt es sich, die Pistenkuh kommt den Strand entlang. Beinahe fahren Sabine und Burkhard mit ihrem Deutz an uns vorbei, doch mit einem kleinen Spurt kann Silvia sie noch abfangen. In geselliger Runde verbringen wir einen netten Abend. Am folgenden Tag verabschieden sich Rainer mit Familie.
>>Viele Grüße an die ehemaligen Arbeitskollegen<<
rufe ich ihnen lachend hinterher.
Mit Sabine und Burkhard wird dann noch weitergeratscht: Nun geht es nicht um Computersysteme, Kundenbeziehungen und Firmenquerelen, sondern um Schotterpisten, Grenzübergänge und Film-Projekte. Hier an der Plage Blanche gehen die alte Arbeitswelt mit Kollege Rainer und die neue Reisewelt mit den Afrika-Idolen, der Pistenkuh, ineinander über.
Ein euphorisches Gefühl an diesem leuchtenden Herbsttag: Gerade sind wir zu unserer Winterreise in den Süden aufgebrochen.
Wir verlassen Frankreich und fahren durch den Tunel de Viella auf die südliche Seite der Pyrenäen, nach Spanien. Entlang der Atlantikküste geht es weiter Richtung Portugal.
Wir reisen über Frankreich in Richtung Pyrenäen, überqueren die Grenze zu Spanien und fahren entlang der Atlantikküste nach Galicien.
In Portugal trifft der Atlantik auf schroffe Felsformationen und weite Sandstrände, das Hinterland ist grün. Die Städte Porto und Lissabon bilden hierzu einen schönen Gegensatz.
Meist entlang der Küste durchqueren wir Portugal von Nord nach Süd und dann von West nach Ost und besuchen dabei die Städte Porto und Lissabon.
Wir sind zurück in Spanien. Über das vorweihnachtliche Sevilla fahren wir nach Torremolinos, wo wir unser Wohnmobil für die Weihnachtspause abstellen.
Weihnachtsstimmung in Südspanien
Spanien und Portugal: Ergänzende Infos zu unseren Berichten und den üblichen Reiseführern.
Bei Nieselwetter reisen wir nach Marokko ein. Zügig fahren wir den Atlantik entlang Richtung Süden, wo wir im Landesinneren einsames Wüstenfeeling erleben.
Von Ceuta fahren wir die Atlantikküste südwärts bis in die Westsahara
Unterhalb des Atlasgebirges liegt der Südosten Marokkos. Wir erkunden die kahlen Berge des Antiatlas und die Wüste Sahara mit ihren Pisten und Sanddünen.
Im Antiatlasgebirge und in der Sahara im Süden Marokkos
Von den Ausläufern der Sahara hinauf in den Hohen Atlas. Über Midelt und Azrou gelangen wir in die Königsstadt Fes, bevor wir Marokko wieder verlassen.
Über den hohen Atlas nach Fes und dann zurück ans Mittelmeer.
Fast drei Monate haben wir uns für die Anreise nach Marokko Zeit gelassen. Die Heimreise soll nun wesentlich schneller, in „nur“ drei Wochen gehen.